Oaxaca de Juárez, Mexiko-Stadt (epd). Amnesty International hat mexikanischen Sicherheitskräften vorgeworfen, repressiv gegen Frauen vorzugehen, die friedlich gegen Femizide und andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt protestieren. Durch unnötig hartes Vorgehen, willkürliche Festnahmen und sexuelle Angriffe behinderten Polizisten das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation, der am Mittwoch (Ortszeit) vorgestellt wurde.
Amnesty hatte das Vorgehen der Polizei gegen Feministinnen bei Demonstrationen in fünf Bundesstaaten, darunter auch Mexiko-Stadt, im vergangenen Jahr untersucht. Während der Verhaftungen und Gefangenentransporte hätten die Beamten die Frauen mit einer gewaltsamen und sexualisierten Sprache belästigt, mit sexueller Gewalt gedroht und diese auch ausgeübt, erklärte Tania Reneaum Panszi, die Direktorin des Amnesty-Büros Mexiko. "Viele Frauen wussten nicht, wo sie sind, wer sie festgenommen hat und wohin sie gebracht werden und befanden sich damit in Gefahr, dass man sie verschwinden lässt", kritisierte sie.
2020 waren in vielen Bundesstaaten Mexikos Feministinnen auf die Straße gegangen, um gegen die zahlreichen Frauenmorde im Land zu protestieren. Vor allem in der Hauptstadt kam es dabei immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrantinnen und der Polizei. In der Karibikstadt Cancún lösten die Sicherheitskräfte einen Protestzug mit Waffengewalt auf. Amnesty International forderte die Regierungen vor dem Weltfrauentag am 8. März dazu auf, nicht erneut repressiv gegen die Demonstrationen vorzugehen. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador bat die Feministinnen, ihren Protest friedlich vorzubringen.
In Mexiko werden jeden Tag durchschnittlich mehr als zehn Frauen ermordet, 2020 waren es 3.723. Über 900 Fälle werden offiziell als Femizide, also als Taten mit geschlechtsspezifischem Hintergrund, eingeordnet. Die meisten Frauenmorde bleiben straflos.