Studie in Hamburg: Krebsüberleben hängt vom Stadtteil ab

Hamburg (epd). Ob ein erkrankter Mensch in Hamburg ein Krebsleiden überlebt, hängt auch vom Stadtteil ab, in dem er wohnt. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (DKZ) und des Hamburgischen Krebsregisters. Sie verglichen am Beispiel Hamburg erstmals das Krebsüberleben in den verschiedenen Stadtteilen einer Großstadt, wie das DKZ am Mittwoch mitteilte. Dabei fanden sie teilweise erhebliche Differenzen: Um bis zu 15 Prozentpunkte unterscheidet sich das Fünf-Jahres-Krebsüberleben zwischen den reichsten und den ärmsten Vierteln der Hansestadt.

Es gibt allerdings Unterschiede zwischen den Krebsarten: So betrugen die Überlebensunterschiede zwischen den reichsten und den ärmsten Stadtteilen bei Prostatakrebs 14,7 Prozentpunkte, bei Darmkrebs 10,8 Prozentpunkte, bei Brustkrebs 8,0 und bei Lungenkrebs nur noch 2,5 Prozentpunkte.

Eine mögliche Erklärung für diese Differenzen ist die unterschiedliche Wahrnehmung von Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen. So konnten die Wissenschaftler bei Brust- und Prostatakrebs einen erheblichen Anteil der Differenz auf fortgeschrittenere Krebsstadien bei Diagnose zurückführen. Für Darmkrebs und Lungenkrebs galt dies allerdings nicht.

Bislang wurden in Studien, die den Zusammenhang von Wohlstand und Gesundheit untersuchen, die Städte meist als Einheit betrachtet. "Dabei ist ein Vergleich einzelner städtischer Gebiete besonders interessant", sagte die Heidelberger DKZ-Medizinerin Lina Jansen, Erstautorin der Studie. "So spielen Unterschiede bei der Erreichbarkeit medizinischer Versorgung innerhalb einer Stadt eine geringere Rolle als in Regionen, die sowohl städtische als auch ländliche Gebiete einschließen." Außerdem lebe die Mehrheit der Weltbevölkerung mittlerweile in Städten.

Die Studie basiert auf Daten von 73.106 Patienten, die im Hamburgischen Krebsregister erfasst und zwischen 2004 und 2018 an Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs erkrankt waren. Für diese Patienten wurde das altersstandardisierte relative Fünf-Jahres-Überleben ermittelt. Für die Einordnung der Stadtteile nutzten die Epidemiologen den Hamburger Sozialindex, die Arbeitslosenquote, die Anzahl der Sozialwohnungen und der Sozialhilfeempfänger, die Wohnungsgröße und das Haushaltseinkommen.