Frankfurt a.M., Lima (epd). In Peru ist Ex-Präsident Alberto Fujimori (82) wegen der Zwangssterilisierung Zehntausender Frauen angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft Fujimori und drei seiner ehemaligen Gesundheitsminister vor, die Sterilisation zumeist indigener Frauen gegen ihren Willen veranlasst zu haben. Mindestens fünf Frauen seien an den Folgen gestorben und mindestens 1.300 Frauen hätten lebenslange Gesundheitsschäden, heißt es in der von Staatsanwalt Pablo Espinoza Vásquez am Montag (Ortszeit) vor Gericht verlesenen Anklage, wie die Tageszeitung "El Comercio" berichtete. Mehrere Opfer waren bei der Anhörung als Zeuginnen anwesend.
Fujimori verbüßt derzeit eine 25-jährige Haftstrafe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen während seiner Regierungszeit (1990-2000). Rund 350.000 hauptsächlich indigene Frauen und 25.000 Männer wurden zwischen 1996 und 2001 zwangssterilisiert. Fujimori verteidigte dies als Instrument der Familienplanung und Armutsbekämpfung. Seit mehr als 20 Jahren kämpfen die Opfer um Entschädigung. Sie geben an, dass ihre Armut ausgenutzt worden sei, um sie ohne ihr Einverständnis dem irreversiblen medizinischen Eingriff zu unterziehen. Sie seien dabei auch mit Gewalt bedroht worden.
Immer wieder wurde die Aufarbeitung der Zwangseingriffe in Peru verschleppt. Mehr als 2.000 der Opfer haben sich zusammengeschlossen und Klagen vor nationalen und internationalen Gerichten eingereicht. Anfang Februar machte Peru mit einer Gesetzesänderung den Weg frei für Wiedergutmachung. Damit wurden die Zwangssterilisationen offiziell als Menschenrechtsverletzungen anerkannt.