Für Anja Klein war es ein prägendes "Aha-Erlebnis", als sie als Jugendliche schwer krank im Krankenhaus lag. Keiner schaute bei ihr vorbei, fragte, wie es ihr ging. Auch "niemand von der Kirche", erzählt die 52-jährige Hauswirtschafterin aus Zweibrücken-Rimschweiler. "Ich sagte mir damals: Wenn ich das schaffe, will ich für andere da sein." Die Protestantin engagiert sich unter anderem als "grüne Dame" im Besuchsdienst eines Krankenhauses. Gemeinsam mit 15 anderen Frauen und Männern lässt sie sich derzeit als ehrenamtliche Seelsorgerin fortbilden. Erstmals bietet der Missionarisch-Ökumenische Dienst (MÖD) der pfälzischen Landeskirche in Landau einen entsprechenden Kurs an.
Manchmal, so sagt Anja Klein, reicht es einfach, etwa am Bett eines sterbenden Patienten zu sitzen, ihm zuzuhören. Doch manchmal werde auch die schwierige Frage aufgeworfen, warum Gott all das menschliche Leiden zulasse. "Für solche Situationen brauche ich mehr biblisch-theologisches Wissen", sagt Klein. Bei der sechsmonatigen Fortbildung "Seelsorge im Ehrenamt" würden die Teilnehmer:innen für ihre anspruchsvollen Aufgaben bisher nur bei digitalen Treffen gestärkt, sagt Pfarrer Thomas Borchers vom MÖD.
Das Thema Religion sei oft "ein Ansatzpunkt" auch bei seelsorgerlichen Gesprächen mit kirchenfernen Menschen, weiß Anja Klein. Die Kirche müsse einfach präsenter sein, zu den Menschen gehen, die oft kritisch einwürfen: "Wo ist die Kirche, wo hilft sie mir?"Als ehrenamtliche Seelsorgerin will sie eine "Vermittlerin" zwischen den Menschen und der Kirche sein - und auch ganz konkret ihren Pfarrer entlasten und ihn unterstützen.
Seit 14 Jahren Hospizbegleiterin
Die Prädikantin Anne Neumann aus Weisenheim am Berg brennt darauf, als Seelsorgerin wieder für ihre Mitmenschen voll und ganz da zu sein, sobald es die Corona-Situation zulässt. "Wir können mehr Zeit schenken, als die Hauptamtlichen", sagt die 70-jährige ehemalige Lehrerin. Seit 2007 ist sie Hospizbegleiterin auf der Palliativstation im evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim und Hospiz- und Seniorenbegleiterin in einem Alten- und Pflegeheim.
Die Ehrenamtlichen seien den Menschen vor Ort bekannt, besäßen einen Vertrauensvorschuss und könnten auf besondere Wünsche eingehen, sagt Neumann. Oft sei man näher an den Menschen, als der Herr Pfarrer oder die Frau Pfarrerin: "Wenn ein Patient eine weiße Schokolade will, besorge ich das." Der Pfarrerschaft begrüße in der Regel die Mithilfe der Ehrenamtlichen und sehe sie nicht als Konkurrenz zur eigenen Arbeit.
Zuhören will gelernt sein, bringt Marcus Eickert aus Maikammer für sich auf den Punkt, warum er seine seelsorgerlichen Fähigkeiten verbessern will. Häufig sei "ein tröstendes Wort aus der Bibel gewünscht", berichtet der 45-jährige Betriebswirt, der sich in seiner Kirchengemeinde im Hauskreis und als Lektor engagiert. Wie seine Kurskolleginnen Klein und Neumann hofft er, dass sich ein Netzwerk von ehrenamtlichen Seelsorgern bildet: "Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig austauschen."