Frankfurt a.M. (epd). Der Deutsche Lehrerverband plädiert angesichts großer Lernrückstände wegen Corona für ein Zusatzjahr für schwache Schüler. In den nächsten Tage wolle der Verband dazu einen eigenen Vorschlag vorlegen, sagte Präsident Heinz-Peter Meidinger der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Im vergangenen Jahr waren in fast allen Bundesländern sämtliche Schüler versetzt worden. Dies werde allerdings dazu führen, "dass viele Schüler den Anschluss nicht mehr schaffen können", sagte Meidinger.
Er schlägt deshalb ein freiwilliges Zusatzjahr vor. "Aber nicht komplett in allen Fächern, sondern in eigenen Lerngruppen, in denen der Stoff wiederholt wird, in dem es Defizite gibt", erläuterte der Verbandspräsident. Die Schüler würden also gewissermaßen sitzenbleiben, aber nicht in allen Fächern noch mal dasselbe büffeln, sondern nur da, wo sie Nachholbedarf haben. Es solle kein verpflichtendes Jahr für alle sein, sondern speziell für Kinder, bei denen Ferienkurse und Nachhilfe nicht mehr weiterhelfen. Allerdings solle es möglich sein, freiwillig an einem solchen Jahr teilzunehmen, etwa um die Noten zu verbessern.
Für den Schuldienst könnten Ruheständler reaktiviert werden und Teilzeitkräfte ermutigt werden, ihre Unterrichtsstunden aufzustocken, sagte Meidinger. Außerdem sollten die abgehängten Schüler von ehrenamtliche Mentoren begleitet werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte im Januar gefordert, alle Schüler zu versetzen. Dem hatte sich der Bundeselternrat angeschlossen. Die Kultusministerkonferenz hat auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung eine Arbeitsgruppe auf Staatssekretärsebene eingerichtet, die einen Aktionsplan erstellen soll, wie mit den Lernrückständen umzugehen ist.
epd rks