Essen (epd). Patientenschützer haben die Pläne von Bund und Ländern, weitere Öffnungsschritte mit Hilfe von flächendeckenden Corona-Schnelltests abzusichern, als "reines Wunschdenken" kritisiert. "Selbst für Hunderttausende geimpfte Pflegeheimbewohner gibt es keine Freiheitsrechte, weil die täglichen Schnelltests für Besucher und Altenpflegekräfte fehlen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag). Schon für diese vergleichbar kleine Gruppe gelinge es nicht, genügend Schnelltests zu organisieren. "Wie soll es dann in Einkaufszentren, Schulen, Universitäten, Kneipen oder Kinos funktionieren?" warnte der Patientenschützer.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatten am Donnerstag erklärt, mögliche Lockerungen von den pandemiebedingten Einschränkungen könnten mit dem Einsatz von Schnelltests verbunden werden. "Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden", sagte Merkel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das Vorgehen solle bei den Beratungen mit den Ministerpräsidenten am kommenden Mittwoch besprochen werden.
Schnelltests werden von geschultem Personal vorgenommen und kommen bereits regelmäßig zum Beispiel in Pflegeheimen zum Einsatz. Zu unterscheiden sind sie von den Selbsttests, die nun auch in Deutschland auf den Markt kommen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erteilte am Mittwoch Sonderzulassungen für drei der sogenannten Antigen-Tests, mit denen sich jeder selbst testen kann.