Seemänner in Hamburg durften monatelang Corona bedingt nicht ausreisen.
©epd-bild/Philipp Reiss
Atriano Taira im Dezember 2020 in der Jugendherberge Hamburg-Horn ist Matrose und war seit mittlerweile 19 Monaten nicht mehr zu Hause in Kiribati. Bisher ist der Inselstaat im Pazifik corona-frei. Jetzt gibt es Hoffnung auf eine Heimreise.
Neue Hoffnung für festsitzende Kiribati-Seeleute
Für einige der Seeleute aus Kiribati, die seit Oktober in Hamburg festsitzen, gibt es Hoffnung: Ihr Land hat ihnen endlich eine Einreisegenehmigung erteilt. Doch allzu schnell werden sie wohl noch nicht in ein Flugzeug nach Hause steigen. Der Seemannspastor der Nordkirche, Matthias Ristau, verfolgt die Fortschritte.

Für 64 von derzeit 139 Seeleuten des pazifischen Inselstaates Kiribati, die seit Monaten in einer Hamburger Jugendherberge leben, gibt es nun endlich eine Erlaubnis ihres Heimatlandes zur Einreise. Das bedeute aber leider noch lange nicht, dass sie bald wieder zu Hause sein werden, sagte Seemannspastor Ristau am Mittwoch dem epd. Derzeit gebe es kaum Flüge Richtung Fidschi, über das sie einreisen müssten.

Seemannspastor der Nordkirche, Matthias Ristau, vor der Jugendherberge Hamburg-Horn.

Das Auswärtige Amt setzt sich nach Angaben einer Sprecherin derzeit im Austausch mit zuständigen Stellen in Fidschi und Kiribati für die Seeleute ein. Die Männer benötigen demnach für die Heimreise auch eine Einreisegenehmigung für Fidschi, wo sie umsteigen müssen. Nun habe Fidschi gegenüber Kiribati zugesagt, dass zunächst ein Teil der Seeleute einreisen dürften, betonte sie und äußerte die Hoffnung, dass bald eine gestaffelte Ausreise der übrigen Seeleute möglich sein werde.

 

Ihren Angaben zufolge sind bei den Reedereien in Hamburg rund 550 Seeleute aus Kiribati unter Vertrag. Von diesen warteten 170 darauf, in ihre Heimat ausreisen zu dürfen.

Laut Seemannspastor Ristau müssen die Männer dabei allerdings bis zu drei Mal umsteigen. "Jedes Transitland und jede Fluggesellschaft hat eigene Regeln." Die Bedingungen für einen Corona-Test und dessen Gültigkeit sowie die Papiere seien teils sehr unterschiedlich. "Es kann noch ganz viel schiefgehen", sagte er. Ausgewählt wurden die Männer, die sich am längsten in Hamburg aufhalten. Teilweise waren sie knapp zwei Jahre nicht mehr zu Hause.

Der Inselstaat Kiribati im Südpazifik droht zu versinken, an einigen Palmen wird die Erosion der Küste bereits sichtbar. Viele der überwiegend christlichen Bewohner Kiribatis wollen jedoch nicht an eine Katastrophe glauben - sondern vertrauen allein auf Gottes Hilfe.

Die ganze Situation sei für die Seemänner sehr belastend, da sie schon viele Enttäuschungen erlebt hätten und es viele Unsicherheiten gebe, sagte der Seemannspastor. Seit Oktober kümmert er sich zusammen mit den Hamburger evangelischen Seemannsmissionen und der katholischen Stella Maris um die wachsende Zahl der Seeleute. Auch Bischöfin Kirsten Fehrs hatte sich eingeschaltet und auf das Los der Seeleute aus Kiribati aufmerksam gemacht und bei Reedern und Regierungsstellen auf eine Lösung gedrungen.

Mit Tanz und Gesang und einem grossen Spanferkel hatten Seeleute aus Kiribati am 21.01.2021 in der Jugendherberge das Inkrafttreten des Atomwaffenverbots-Vertrags gefeiert,  wobei Deutschland allerdings nicht zu den 50 Unterzeichner-Staaten des Atomwaffenverbots-Vertrags gehört.

Im Januar haben die Seeleute in Hamburg mit einem großen Spanferkel das Inkrafttreten des Atomwaffenverbots-Vertrags gefeiert. Der multilaterale Vertrag verbietet unter anderen die Herstellung, die Weitergabe, den Transfer, die Stationierung von und die Drohung mit Atomwaffen. Im Pazifik gab es über Jahrzehnte hinweg Atomwaffentests.

Kiribati liegt im Pazifik, etwa 6.000 Kilometer nordöstlich von Australien. Die 33 Inseln des Staates erstrecken sich nördlich und südlich des Äquators über eine Distanz, die der Strecke von Norwegen bis Sizilien entspricht. Die reine Landfläche der Inseln Kiribatis hingegen ist kaum größer als die Stadt Hamburg. Bis 1979 war Kiribati britische Kolonie, damals hießen die Inseln Gilbert Islands. Die meisten Bewohner sind Christen.