München (epd). Die Schule der Zukunft wird nach Ansicht von Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger eine andere sein als vor Corona. Er könne sich vorstellen, dass künftige Stundenpläne digitalen Unterricht fest beinhalten, sagte er am Dienstagabend bei einem virtuellen literarischen Salon. So könnten die durchschnittlichen 30 Wochenstunden beispielsweise auf 25 Stunden in Präsenz und 5 Stunden Digitalunterricht aufgeteilt werden. Diese seien ideal für neue Formate oder das Lernen mit externen Experten, erläuterte er bei einer Online-Debatte über seine zu Jahresbeginn veröffentlichte Streitschrift "Die 10 Todsünden der Schulpolitik" vor.
Auch wenn Meidinger, der bis Sommer 2020 Schulleiter eines Gymnasiums in Deggendorf war, die jüngste Entscheidung der Gesundheitsminister befürwortet, Lehrer in der Impfreihenfolge vorzuziehen, kritisiert er das aktuelle Vorgehen der Politik. "Man hat mal wieder den zweiten Schritt vor dem ersten getan", sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Für eine verlässliche Perspektive und Schulen als sichere Orte hätte die Politik aus seiner Sicht zuerst die Testkonzepte und -zulassungen regeln und die Lehrer impfen müssen, bevor sie die Schulen wieder öffnet.
Grundsätzlich freue er sich aber, wenn die Schulen wieder aufgemacht werden, sagte Meidinger. Denn Distanzunterricht sei "nicht die Schule, die wir uns vorstellen", Schule lebe vom persönlichen Kontakt. Als Maßstab für Schulöffnungen befürwortete er einen bundesweit einheitlichen Hygiene-Stufenplan in Anlehnung an das Robert Koch-Institut. Demnach könne es bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 Präsenzunterricht in voller Klassenstärke geben, zwischen 50 und 100 Wechselunterricht und über 100 Distanzunterricht.