Vor dem 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main im Mai dringen evangelische und katholische Theologen auf eine offizielle gegenseitige Einladung zum Abendmahl. Die inzwischen erreichte Verständigung zwischen den Konfessionen lasse dies bereits zu, heißt es in einer Erklärung, die unter anderem vom evangelischen Frankfurter Stadtdekan Achim Knecht, dem katholischen Stadtdekan Johannes zu Eltz, dem Professor und früheren Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen, Ansgar Wucherpfennig, und dem früheren Direktor des Theologischen Seminars der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Scherle unterzeichnet wurde. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte am 23. Februar darüber berichtet. Der 3. Ökumenische Kirchentag findet coronabedingt digital und dezentral vom 13. bis 16. Mai in Frankfurt statt.
Der Ökumenische Kirchentag begrüßte das Votum. Die Frankfurter Erklärung sei ein gutes Beispiel dafür, wie gegenseitige Wertschätzung in der Ökumene funktionieren können, sagte Mario Zeißig, Sprecher des 3. Ökumenischen Kirchentags, dem Evangelischen Pressedienst: "Wir freuen uns darüber, dass das Vertrauen in Frankfurt so groß ist, dass sie diesen ökumenischen Schritt gehen und transparent machen." In den meisten Gemeinden sei dies ja ohnehin bereits eine langjährige Praxis.
Gemeinsame Feiern in den Gemeinden geplant
Der Ökumenische Kirchentag lade Gemeinden für Samstagabend, den 15. Mai, dazu ein, selber Gottesdienste ökumenisch sensibel zu gestalten, fügte Zeißig hinzu. Und zwar in ganz Deutschland, nicht nur in der gastgebenden Rhein-Main-Region. "Das sind aber keine Gottesdienste, die der ÖKT veranstaltet - von daher können wir auch nicht vorschreiben, was da passiert", betonte Zeißig. Darüber, wie Mahlfeiern während der Corona-Pandemie auf dem Ökumenischen Kirchentag überhaupt stattfinden können, wolle er nicht spekulieren. Sicher sei nur, dass Entscheidungen darüber vor Ort in Abstimmung mit den Behörden getroffen werden.
Die Frankfurter Theologen berufen sich in ihrem Votum mit dem Titel "Vertrauen ist besser" auf die vor zwei Jahren veröffentlichte Studie "Gemeinsam am Tisch des Herrn" des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK). Diese kam zum Schluss, dass es keine theologischen Gründe gebe, die jeweils andere Konfession vom Abendmahl auszuschließen. Die inzwischen erreichte Verständigung lasse es zu, dass beide Konfessionen ihre unterschiedlichen Mahlfeiern als Ausdruck der Gemeinschaft mit dem gegenwärtigen Christus verstehen. Die Theologinnen und Theologen sprachen sich daher für eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl der jeweils anderen Konfession aus.
Dies hatte der Präsident des Päpstlichen Ökumene-Rates, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, in einem offenen Brief kritisiert. Er könne nicht die Voraussetzung teilen, dass die katholische Eucharistiefeier und das evangelische Abendmahl identisch seien, sagte Koch in einem Interview mit "Vaticannews". Damit bekräftigte er die im vergangenen Dezember veröffentlichten Leitlinien des päpstlichen Einheitsrats. Andere Christen könnten nur dann zur Eucharistie zugelassen werden, wenn sie den katholischen Glauben in Bezug auf die Sakramente teilten, hatte Koch damals erläutert.
Die Sakramente dürften "nie aus reiner Höflichkeit geteilt werden". Es könne nicht darum gehen, zugunsten des Kompromisses Grundsätze der katholischen Lehre aufzugeben. "Ökumene basiert nicht auf Kompromiss", betonte der Kardinal. Zudem warf er einzelnen evangelischen Kirchen einen aus seiner Sicht nicht sachgemäßen Umgang mit der Abendmahlsliturgie vor.