Leipzig (epd). Die Leipziger Kurt Wolff Stiftung hat eindringlich auf die prekäre Situation unabhängiger Buchhandlungen in der Corona-Krise hingewiesen. Die Lage verschlechtere sich täglich, hieß es in einem am Dienstag in Leipzig veröffentlichten offenen Brief der Stiftung an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und die Kulturministerien der Bundesländer.
Zwar seien die Buchhandlungen in manchen Bundesländern geöffnet, schrieb die Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene. Auch gebe es flächendeckend Abholmöglichkeiten. Dennoch sehe man "die Bibliodiversität, die literarische Vielfalt und die Vielfalt der Meinungen bedroht". Es gebe ein wachsendes Ungleichgewicht, das unabhängige Läden in den Innenstädten und auf dem Land in Bedrängnis bringe.
Große Online-Händler übernähmen aktuell einen wichtigen Teil der Umsätze im Buchgeschäft, auch Discounter bauten ihre Angebote aus, hieß es weiter. Diese interessierten sich jedoch weder für die Qualität eines Buches noch für Vielfalt, sondern "für den Gewinn am Produkt". Buchhändlerinnen und -händler seien bei der Berufswahl indes "ganz sicher nicht" an materiellem Reichtum interessiert, "an kulturellem Reichtum jedoch sehr wohl".
Die Kulturministerien seien für kulturelle Vielfalt zuständig, betonte die Stiftung. Man appelliere daher, die aktuellen Einschränkungen zu überdenken, Erleichterungen nicht zurückzunehmen und darauf einzuwirken, dass der unabhängige Buchhandel sich auch in schwierigen Zeiten "in seiner Aufgabe bewähren kann: der kulturellen und politischen Bildung vor Ort zu dienen".