Berlin (epd). Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, rechnet mit dem Einsatz digitaler Impfnachweise, um gegen das Coronavirus geimpften Menschen den Zugang zum Beispiel zu Kulturveranstaltungen oder Restaurants wieder zu ermöglichen. "In der Lebensvorsorge, in Kliniken oder Heimen, kommt das nicht infrage. Aber im privatrechtlichen Bereich - bei Kinos, Theatern, Restaurants und auf Fluglinien kann ich mir einen solchen Nachweis sicher vorstellen", sagte Mertens der "Bild"-Zeitung (Dienstag).
"International ist das ja schon vielfach eingeführt", weshalb der Einsatz digitaler Impfnachweise in Deutschland gar nicht zu verhindern sei, sagte Mertens: "Wichtig ist, dass zunächst das Impfangebot ausreicht, um niemanden zu benachteiligen." Auch der Ethikrat habe bereits Impfnachweise im privaten Sektor nicht ausgeschlossen, sagte der Virologe.
Die Bundesregierung will die Voraussetzungen für einen digitalen Impfnachweis schaffen und unterstützt die beim EU-Gipfel im Januar besprochene europäische Lösung. Die Mitgliedsstaaten hatten damals Leitlinien für einen Impfnachweis besprochen, der zunächst ausschließlich für medizinische Zwecke verwendet werden soll.
Auf einen späteren Zeitpunkt verschoben die Mitgliedstaaten die Entscheidung, ob ein solcher Impfnachweis auch im Alltag Anwendung finden sollte, etwa um Zutritt in Restaurants zu bekommen oder reisen zu können. Ausnahmen für Geimpfte von den geltenden Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatte auch die Bundesregierung bislang noch ausgeschlossen. Sie verwies vor allem darauf, dass zumindest bei dem noch geringen Anteil Geimpfter auch geklärt sein müsse, ob Geimpfte das Virus noch übertragen können. Berichte über eine Studie aus Israel, wonach die Impfung mit dem Biontech-Vakzin dieses nahezu ausschließt, bringen die Diskussion neu auf.
epd kfr