Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat an die besonderen Belastungen für Kinder und Familien im Corona-Lockdown erinnert. Zugleich warb er dafür, Deutschland nach Ende der Kontaktbeschränkungen kinderfreundlicher zu gestalten. "Es ist so schwer in diesen Zeiten für Eltern, Kindern eine Umgebung der Geborgenheit und Unbeschwertheit zu geben", sagte der Theologe in einem Facebook-Video. "Wenn wir darüber nachdenken, was sich in der Zeit nach der Pandemie ändern muss, dann gehört das zu den Prioritäten: Deutschland muss ein kinderfreundliches Land werden, in dem jedes Kind nicht zuerst etwas leisten muss, sondern einfach sein darf."
Bedford-Strohm verwies auf eine vom Universitäts-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf veröffentlichte Studie, der zufolge nahezu jedes dritte Kind ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie in Deutschland psychische Auffälligkeiten aufweise. "Ängste nehmen zu, auch Depressionen." Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen seien besonders gefährdet. "Es wird höchste Zeit, dass die Kinder endlich wieder unbeschwert spielen können, denn ihr Wohlergehen ist auch in Pandemiezeiten existenzrelevant für unser Land", sagte der Theologe, der auch bayerischer Landesbischof ist.
Der ehemalige Städtetagspräsident Ulrich Maly warnt davor, die Folgen des Corona-Lockdowns für Jugendliche zu unterschätzen. "Alle Kinder- und Jugendhäuser haben geschlossen, die Jugendverbände dürfen sich nicht zu ihren Gruppenstunden treffen, es findet kein Sport im Verein statt und kein Treffen der Gemeindejugend. Das ist grausam für die jungen Menschen", sagte Maly dem Radiosender Bayern 2.
"Ich glaube, dass gerade die 16- bis 25-Jährigen durch den Lockdown ganz fürchterlich in ihrer Entwicklung gebremst sind", sagte der SPD-Politiker Maly, der von 2002 bis 2020 Oberbürgermeister von Nürnberg und von 2013 bis 2015 Präsident des Deutschen Städtetags war. Das könne bei Jugendlichen "durchaus zu Erscheinungen wie Traurigkeit bis hin zur Depression" führen.