Philologenverband für Lehrer-Impfung vor kompletter Schulöffnung

Berlin (epd). Der Deutsche Philologenverband fordert für alle Lehrer Impfungen gegen das Coronavirus, bevor die Schulen wieder ganz öffnen. "Wenn die Politik wieder vollen Präsenzunterricht will, muss sie allen Lehrkräften vorab ein Impfangebot gemacht haben", sagte die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Samstag, Print Sonntag).

Schulen seien Teil der Gesellschaft und deswegen müssten dort die selben Regeln gelten. Darum müssten Abstandhalten, Hygiene, Maskentragen und Lüften auch umsetzbar seien. "Im Wechselunterricht ist die Einhaltung der AHA+L-Regeln möglich", betonte Lin-Klitzing. "In einem vollen Präsenzunterricht nicht."

Mit Blick auf die mögliche weitere Öffnung der Schulen betonte sie, dass Gesundheitsschutz, Bildungsinteressen und gesellschaftliche Betreuungsinteressen miteinander abgewogen werden müssten. "Der Deutsche Philologenverband tritt dafür ein, dass Gesundheitsschutz und Bildungsinteressen im Vordergrund stehen und nicht vorrangig gesellschaftliche Betreuungsinteressen", erklärte die Verbandsvorsitzende.

Konkret bedeute das, dass neben einem stabilen Inzidenzwert ein stabiler Reproduktionsfaktor deutlich unter eins, eine mäßige Auslastung des Gesundheitssystems, ein sicherer Schulweg sowie die Impfquote in der Bevölkerung und insbesondere unter den Lehrkräften eine Rolle spielen müssten. "Ein klar am Infektionsschutz orientiertes, vorgegebenes Hygienestufenkonzept und die verlässliche und rechtzeitige Kommunikation zwischen den Schulbehörden und den Schulen sind deshalb unabdingbar", betonte Lin-Klitzing.

Dass nun zunächst mit Grundschülern und den Abschlussklassen begonnen werde, sei richtig. Allerdings brauche es zur Verlässlichkeit und Planbarkeit von Unterricht "Fahrpläne", sagte sie den Funke-Zeitungen. Diese sollten etwa klären, wie viele Wochen der begonnene Distanz- oder Wechselunterricht stattfinden solle. "Denn die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung inklusive der Leistungserhebungen von Distanz-, Wechsel- und vollem Präsenzunterricht sind unterschiedlich", betonte Lin-Klitzing. Lehrer, Schüler und Eltern bräuchten mehr Verlässlichkeit und weniger Kurzfristigkeit.