Berlin (epd). Der Vize-Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Stephan Hofmeister, warnt vor überzogenen Erwartungen an die Corona-Schnelltests zur Selbstanwendung. "Die große Schwachstelle der Laientests ist der Umgang der Menschen mit einem positiven Testergebnis", sagte Hofmeister dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Freitag). Schon bei der Corona-Warn-App habe man feststellen müssen, dass viele Anwender ihr positives Testergebnis nicht eingeben, obwohl die Meldung völlig anonym sei.
"Es muss daher befürchtet werden, dass jemand, der sich selbst positiv testet, das Ergebnis für sich behält", warnte Hofmeister. Denn andernfalls müsse er massive Nachteile in Kauf nehmen, wie etwa eine Quarantäne. "Die Laientests sind sicherlich eine gute Ergänzung in der Teststrategie, aber wir dürfen auch nicht zu viel Hoffnung in sie setzen."
Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, warnte mit Blick auf die Schnelltests: "Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen, wenn wir ein negatives Testergebnis in der Tasche haben", sagte er der "Rheinischen Post" (Freitag). Kontaktbeschränkungen und Hygienekonzepte müssten weiter eingehalten werden. "Wir dürfen die Erfolge bei der Bekämpfung der Pandemie nicht wieder verspielen", unterstrich Dedy. Immer mehr Menschen zu testen sei aber vernünftig und trage dazu bei, die Corona-Pandemie im Griff zu behalten. Auch Schnelltests könnten dabei helfen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angekündigt, dass sich ab Anfang März alle Bürger in Testzentren oder Apotheken von geschultem Personal mit kostenlosen Schnelltests auf das Coronavirus testen lassen können. Laientests sind in Deutschland noch nicht zugelassen. Dafür ist eine Sondergenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte nötig oder die Erteilung eines CE-Kennzeichens durch zugelassene Prüfinstitute wie den TÜV. Spahn hat zugesichert, dass es rasch Zulassungen geben soll.