Washington (epd). In den USA sind 185 zum Tode verurteilte Menschen laut einer neuen Untersuchung des Todesstrafen-Informationszentrums seit 1973 als unschuldig entlassen worden. Hauptursachen für Fehlurteile seien Amtsvergehen von Polizei und Staatsanwälten, Meineide und Falschaussagen, hieß es in dem am Donnerstag in Washington vorgestellten Bericht.
DNA-Proben hätten bei 28 Unschuldsnachweisen eine Rolle gespielt. Staatliches Fehlverhalten habe zu 79 Prozent der fehlerhaften Todesurteile gegen schwarze Angeklagte beigetragen. Die Daten stellten infrage, ob man dem Staat vertrauen könne, Todesstrafen fair und gerecht zu verhängen, sagte der Direktor des Informationszentrums, Robert Dunham. Die meisten Unschuldsnachweise gab es in Florida (30), Illinois (21) und Texas (16). Wegen zahlreicher Probleme im Todesstrafenwesen hat Illinois 2011 die Todesstrafe abgeschafft.
Er sei überzeugt, dass "unschuldige Menschen auch heute noch im Todestrakt sitzen", sagte der ehemalige Todeshäftling Kirk Bloodsworth, und man müsse annehmen, dass auch Unschuldige hingerichtet worden sind. Bloodsworth war 1985 wegen Mordes und Vergewaltigung im Bundesstaat Maryland zum Tod verurteilt worden. DNA-Proben zeigten 1993 seine Unschuld. Der wirkliche Täter wurde 2004 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der neue US-Präsident Joe Biden lehnt die Todessstrafe ab. Menschenrechtsverbände haben vergangene Woche an Biden appelliert, die Strafen der 49 nach nationalstaatlichem Recht verurteilten Todeshäftlinge in lebenslange Haft umzuwandeln.
Das Oberste US-Gericht hat die Todesstrafe 1972 für verfassungswidrig erklärt. 1977 wurden nach Reformen Hinrichtungen wieder aufgenommen. Seitdem sind laut Informationszentrum 1.532 Menschen hingerichtet worden