UKE-Auswertung: Viele Hamburger Corona-Tote hatten Vorerkrankungen

Hamburg (epd). Einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zufolge haben die meisten bisherigen Hamburger Corona-Toten an mindestens einer Vorerkrankung gelitten. Bei 618 von 735 obduzierten Fällen sei das Sars-CoV-2-Virus Todesursache gewesen, sagte Professor Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am UKE, bei der Präsentation der Evaluation am Donnerstag. Nur in sieben Prozent der Fälle seien die Verstorbenen zwar infiziert, der Erreger aber nicht todesursächlich gewesen. Unter den 618 Verstorbenen habe es eine "erhebliche Bandbreite von Vorerkrankungen" gegeben, so das Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchung.

Zudem sei eine im Mai 2020 erlangte Erkenntnis durch das Projekt bestätigt worden: Durch die Gabe von Blutverdünnungsmitteln kann bei Covid-19-Erkrankten die Neigung zu Thrombosen und Lungenembolien verringert und damit die Lebensdauer verlängert werden.

Zu den häufigsten Vorerkrankungen zählen laut der Auswertung Bluthochdruck, chronische Niereninsuffizienz, Diabetes Mellitus oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Die meisten Verstorbenen hatten im Durchschnitt drei Vorerkrankungen. 20 Prozent wiesen ein krankhaftes Übergewicht auf. Laut Studie sind die meisten Hamburger Covid-19-Toten im Krankenhaus gestorben. Im Median waren die Covid-19-Verstorbenen 83 Jahre alt, 75 Prozent aller Toten waren älter als 76 Jahre. Sieben Menschen waren unter 50.

Die Evaluation wurde von der Sozialbehörde in Auftrag gegeben und vom UKE vom ersten Sterbefall am 20. März 2020 bis zum Sterbedatum 31. Dezember 2020 begleitet. Die Obduktionen aller mit Covid-19 in Zusammenhang gebrachten Verstorbenen werde nicht fortgesetzt, hieß es. Der Fokus liege jetzt auf besonderen Kohorten, die über die Intensivmedizinische Klinik, Krematorien und Kontaktaufnahme durch Angehörige an das Institut für Rechtsmedizin vermittelt werden. "Normal liegt die Obduktionsquote bundesweit bei unter zwei Prozent", so Ondruschka.

Der Rechtsmediziner, der das Projekt von seinem Vorgänger Professor Klaus Püschel übernahm, berichtete von 50 Zufallsentdeckungen. Jeder ins Institut gebrachte Leichnam sei grundsätzlich auf Sars-CoV-2 untersucht worden. Zudem hätte sein Team bei Hinweisen auf Lungen- und Atemwegserkrankungen Abstriche in Hamburger Krematorien entnommen. "Dadurch wurden Fälle akquiriert, bei denen die Infektion zu Lebzeiten nicht bekannt war, die aber an Covid-19 gestorben sind." Grundsätzlich verlaufen etwa 20 Prozent der Corona-Erkrankungen beschwerdefrei.