Bonn (epd). Das Deutsche Psychotherapeuten-Netzwerk verzeichnet wegen der Corona-Pandemie eine deutlich gestiegene Mehrbelastung in der Branche. Laut einer zwischen Mitte Dezember und Anfang Februar durchgeführten Umfrage sind im Durchschnitt pro Woche 2,5 neue Patienten in jede Praxis gekommen, wie der Berufsverband am Dienstag in Bonn mitteilte. Hochgerechnet auf die rund 30.000 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Deutschland entspreche dies einem Anstieg von 75.000 zusätzlichen Patienten pro Woche.
An der Online-Umfrage des Verbandes hatten 527 Behandlerinnen und Behandler im Bereich Psychotherapie und Psychiatrie teilgenommen. Die verstärkte Nachfrage durch die Patientinnen und Patienten führt laut dem Verband zu steigendem Stress bei den Ärzten. Mehr als die Hälfte aller Befragten (54,6 Prozent) fühlte sich sehr belastet oder "so belastet, dass ich bereits körperliche beziehungsweise psychische Symptome bekommen habe". Am häufigsten genannt wurden Symptome wie Überlastungsreaktionen oder Schlafstörungen.
Zudem könnte die Arbeitsbelastung den Angaben zufolge noch weiter steigen. Fast 60 Prozent der Befragten erwarteten, dass nach der Corona-Pandemie eine Welle mit psychischen Erkrankungen auf ihre Praxen zurollt. "Wir sehen mit großer Sorge den Anstieg der Patientenzahlen und die damit einhergehenden Belastungen unseren Kolleginnen und Kollegen. Wir müssen uns jetzt für ihre Entlastung einsetzen, damit wir und unsere Patienten die Pandemie nicht nur physisch, sondern auch psychisch unbeschadet überstehen können", sagte der Vorsitzende des Deutschen Psychotherapeuten-Netzwerks, Dieter Adler.