Ärztepräsident gegen soziale Ausgrenzung von Ungetesteten

Essen (epd). Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, warnt in der Debatte um Corona-Selbsttests vor sozialer Ausgrenzung von Menschen ohne einen solchen Test. Einfach handhabbare und sichere Corona-Schnelltests für den Eigengebrauch könnten in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens Erleichterungen schaffen, sagte Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) und nannte beispielhaft eine erleichterte Rückkehr zum Regelbetrieb von Schulen und Kitas oder Öffnungen im Kulturbetrieb und Freizeitsport. Eine grundlegende Voraussetzung dafür sei aber, dass ausreichend Tests zur Verfügung stehen und dass sie für alle Menschen bezahlbar sind. "Keinesfalls darf es zum Beispiel bei Freizeitaktivitäten zu sozialer Ausgrenzung kommen, weil sich Einkommensschwache die Tests nicht leisten können."

Wichtig sei auch die Zuverlässigkeit dieser Tests, betonte der Ärztekammerchef. Entscheidendes Kriterium für die Zulassung müsse deshalb neben der Handhabbarkeit für medizinische Laien eine hohe Validität der Testergebnisse sein. "Man kann sich dabei nicht allein auf die Herstellerangaben verlassen, sondern sollte die Ergebnisse durch unabhängige wissenschaftliche Studien prüfen", forderte Reinhardt.

Die Nutzer von Selbsttests benötigten außerdem gut aufbereitete und verständliche Informationen für die verantwortliche Anwendung der Tests und für die Interpretation der Testergebnisse. "Negative Testergebnisse dürfen nicht zu einer Scheinsicherheit führen und zu einem sorglosen Umgang mit den Gefahren des Virus verleiten. Es handelt sich immer nur um eine Momentaufnahme mit einer kurzen Gültigkeit", betonte der Ärztekammer-Chef. Corona-Schnelltests könnten und dürften die Einhaltung der sogenannte AHA-Regeln mit Abstand und Masken nicht ersetzen.