Berlin (epd). Der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle fordert Aufklärung über mögliche homosexuellenfeindliche Hintergründe des islamistischen Attentats von Dresden im Oktober 2020. Es bleibe unerträglich, dass die Tat wochenlang als "Touristenmord" verklausuliert worden sei, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag): "Tatsächlich wurde ein schwules Paar angegriffen."
Wie stark dieses Motiv bei dem islamistischen Täter eine Rolle gespielt habe, müsse der Strafprozess aufdecken, sagte Kuhle. Die Generalbundesanwaltschaft hatte Ende vergangener Woche Anklage unter anderem wegen Mordes erhoben.
Bei der Messerattacke am 4. Oktober 2020 soll der Tatverdächtige, ein von den Sicherheitsbehörden als islamistischer Gefährder eingestufter Syrer, im Dresdner Stadtzentrum auf zwei Touristen unvermittelt eingestochen haben. Einer der beiden 55 und 53 Jahre alten Männer aus Nordrhein-Westfalen erlitt tödliche Verletzungen und starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Das zweite Tatopfer überlebte den Anschlag schwer verletzt.
Kuhle fordert die Klärung der Frage, welche Möglichkeiten den Behörden zur Verfügung gestanden hätten, um die Tat zu verhindern. Die "traurige Wahrheit" sei, dass die Gefährlichkeit des Täters den Behörden bekannt war. Der Mann stand am Tattag noch unter behördlicher Führungsaufsicht. Die Tat zeige, "dass Polizei und Justiz bei der Radikalisierung bestimmter Personen in Deutschland über blinde Flecken verfügen", kritisierte der FDP-Politiker. Man müsse verhindern, "dass islamistische Grundüberzeugungen in den Gefängnissen kultiviert und ausgebaut werden".