Wagenbauer Jacques Tilly rät zu Karnevalspause
12.02.2021
epd
epd-Gespräch: Silja Thoms

Düsseldorf (epd). Deutschlands bekanntester Karnevalswagenbauer, Jacques Tilly, empfiehlt den Jecken, sich angesichts der Corona-Pandemie in diesem Jahr eine Pause vom närrischen Treiben zu nehmen. "Der Karneval ruht in diesem Jahr", sagte der Düsseldorfer Künstler dem Evangelischen Pressedienst (epd). An Karneval müssten die Menschen zwar eigentlich zusammenkommen, schunkeln und lachen. "Narrenfreiheit beinhaltet aber nicht, andere Menschen anstecken zu dürfen."

Der Bildhauer ist berühmt für seine politisch-satirischen Plastiken auf den Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug. Seit beinahe 40 Jahren baut er Karnevalswagen. Die Erfahrung, in dieser Session keine Motivwagen für den Umzug vorzubereiten, ist neu für ihn. Trotzdem habe er für dieses Jahr Ideen gehabt, sagt er: "Vermutlich wäre es ein Wagen geworden, auf dem das Coronavirus dem Karnevalsvirus die Zunge herausstreckt." Im vergangenen Jahr schuf er einen Wagen, auf dem das Karnevalsvirus dem Coronavirus die Zunge herausstreckt.

Aber auch Themen wie das Impeachment-Verfahren gegen den abgewählten US-Präsidenten Donald Trump, die Missbrauchsaffäre um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki oder das Schicksal von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hätten auf Karnevalswagen einen Platz finden können. "Es hätte mir auch Spaß gemacht, einen Wagen zu Querdenkern mit ihren verschwurbelten Verschwörungstheorien ins Rennen zu schicken", sagte Tilly.

Wegen der Pandemie fallen die gewohnten Rosenmontagszüge wie der gesamte Straßenkarneval aus. Während die Kölner Narren auf einen alternativen Rosenmontagszug mit Stockpuppen im Miniaturformat setzen, fallen die Züge in anderen Städten komplett aus oder weichen virtuellen Alternativen unter Corona-Bedingungen. So finden in Bonn, Köln und Monheim Autokonzerte statt, ein virtuelles Karnevalsprogramm gibt es im sauerländischen Attendorn.

Das Team um Wagenbauer Jacques Tilly ist trotz des abgesagten Rosenmontagszuges auch in diesem Jahr ausgelastet. So wurden während des Corona-Jahres weiterhin Großplastiken für Umweltgruppen oder Nichtregierungsorganisationen gebaut. Im Blick auf die nächste Karnevalszeit zeigte sich Tilly optimistisch: "Ich kann mir im nächsten Jahr schon vorstellen, dass Massenveranstaltungen wieder stattfinden können."