Frankfurt a.M., Lima (epd). Mehr als 20 Jahre nach der Zwangssterilisation von Hunderttausenden Frauen hat Peru den Weg für Entschädigungen freigemacht. Die Regierung änderte dafür zwei Artikel eines Gesetzes zur Wiedergutmachung bei Menschenrechtsverletzungen, die während des Bürgerkriegs zwischen 1980 und 2000 begangen wurden, wie die Tageszeitung "El Comercio" am Mittwoch (Ortszeit) berichtete. Damit werden jetzt auch Opfer von "jeglicher sexueller Gewalt" im Bürgerkrieg anerkannt.
Rund 350.000 hauptsächlich indigene Frauen und 25.000 Männer wurden zwischen 1996 und 2001 unter der Regierung von Präsident Alberto Fujimori (1990 bis 2000) zwangssterilisiert. Fujimori verteidigte diese Menschenrechtsverletzungen als Instrument der Familienplanung und Armutsbekämpfung. Seit mehr als 20 Jahren kämpfen die Opfer, die oft unter schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden, um Entschädigung. Sie geben an, dass ihre Armut gezielt ausgenutzt worden sei, um sie ohne ihr Einverständnis dem irreversiblen medizinischen Eingriff zu unterziehen. Sie seien dabei auch mit Gewalt bedroht worden. Mindestens 18 Frauen sind an den Folgen des Eingriffs verstorben.
Immer wieder wurde die Aufarbeitung der Zwangseingriffe in Peru verschleppt. Mehr als 2.000 der Opfer haben sich zusammengeschlossen und Klagen vor nationalen und internationalen Gerichten eingereicht. Am 1. März ist zu dem Thema erstmals eine Anhörung von Fujimori und den damaligen Gesundheitsministern geplant. Der 82-jährige Fujimori verbüßt derzeit eine 25-jährige Haftstrafe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen während seiner Regierungszeit.
Im Bürgerkrieg zwischen der Guerilla "Leuchtender Pfad" und dem peruanischen Staat wurden in den 80er und 90er Jahren nach Angaben der Wahrheits- und Versöhnungskommission rund 70.000 Menschen getötet. Für die meisten Opfer wird die Guerilla verantwortlich gemacht.