Berlin (epd). Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) verteidigt bei den geplanten Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen den Verzicht auf einen bundesweit einheitlichen Stufenplan mit Langfristperspektive. "So eine Pandemie verändert ihr Gesicht ständig. Vor zwei Monaten haben wir über Mutanten noch gar nicht gesprochen, und jetzt sind sie ein ernstes Thema", sagte Braun am Donnerstag im "Morgenmagazin" des ZDF zu den Beschlüssen von Bund und Ländern vom Vortag.
Angesichts der Mutationen warnte der Chef des Kanzleramtes vor einem Jojo-Effekt, der bei zu schnellen Lockerungen zu einem drastischen Anstieg der Infektionen führen könne, wie ihn andere europäische Länder erlebt haben. Ein Stufenplan nütze nichts, wenn sich schon in drei oder vier Wochen die Lage soweit verändert hat, dass die Politik ihre Versprechen dann nicht halten kann.
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch auf eine Verlängerung der aktuellen Corona-Einschränkungen bis zum 7. März geeinigt und nur wenige Öffnungen in Aussicht gestellt. Die Bundesländer entscheiden in ihrer Kultushoheit über einen schrittweise Rückkehr zum Präsenzunterricht und die Ausweitung der Kita-Betreuung. Friseure sollen aber am 1. März unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen. Der Handel soll folgen, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen unter 35 liegt.
Das Robert Koch-Institut meldete am Donnerstagmorgen 10.237 neu nachgewiesene Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Das sind etwa 4.000 weniger als vor einer Woche. Gemeldet wurden zudem 666 neue Todesfälle. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland an oder mit dem Virus gestorben sind, liegt inzwischen über 63.000. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt bundesweit aktuell 64,2 - bei starken regionalen Schwankungen.