Mehr als 400 Menschenrechtler seit 2016 in Kolumbien ermordet

Frankfurt a.M., Bogotá (epd). Menschenrechtler haben die Regierung in Kolumbien eindringlich aufgefordert, Aktivisten vor Mordanschlägen durch bewaffnete Gruppen zu schützen. Seit dem Friedensvertrag von 2016 seien nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 400 Menschenrechtsverteidiger getötet worden, erklärte die Organisation "Human Rights Watch" am Mittwoch in New York. Die Morde hätten von Jahr zu Jahr zugenommen.

Die Regierung von Präsident Iván Duque habe es versäumt, eine wirksame Kontrolle, Justiz und zivile Präsenz in den einst von der Farc-Guerilla kontrollierten Gebieten zu etablieren. Militär zu stationieren, reiche nicht aus. Einige der bewaffneten Gruppen stammten aus der ehemaligen Farc-Guerilla, die mit dem Friedensvertrag offiziell die Waffen niederlegte. Die Täter attackierten nun indianische Gemeinschaften, die sie in der Vergangenheit der Kollaboration mit dem Militär verdächtigten, erklärte "Human Rights Watch".

Aber auch ehemalige Angehörige der Guerilla sind immer wieder Ziel von Anschlägen durch Milizen, Kriminelle und rechtsextreme Banden. Das Abkommen von 2016 beendete einen über 50 Jahre dauernden bewaffneten Konflikt, bei dem über 300.000 Menschen ums Leben kamen. Der seit 2018 regierende Duque ist ein Gegner des Abkommens, weil er ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer der Farc härter bestraft sehen will. Mit der ELN-Guerilla gibt es noch keinen Friedensvertrag.