Trier (epd). Die Corona-Kommunikation von Bund und Ländern könnte nach Worten des Politikwissenschaftlers Uwe Jun noch transparenter sein und mit mehr Szenarien arbeiten. "Das heißt also: welche Schritte wann wie folgen könnten", sagte der Professor der Universität Trier dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das ist mühsam, weil keiner genau weiß, welches Szenario am Ende eintreten wird."
"Zweitens präferieren große Teile der Bevölkerung eher klare Hinweise, wie sie sich zu verhalten haben", betonte Jun. So wie es der Fall im März und April 2020 gewesen sei. Bund und Länder könnten sich vorher mehr auf ihre einheitlichen Linien verständigen und damit den Grundkonsens in den Vordergrund stellen. Das könnte für ein größeres Verständnis sorgen. "Teile der Bevölkerung reagieren immer dann irritiert, wenn viele unterschiedliche Anforderungen an sie herangetragen werden", sagte Jun.
"Aufgrund der Dynamik der Situation, die sich auch wegen der Mutanten schnell verändern kann, hat man sich entschieden, eher auf Sicht zu fahren und Vorsicht walten zu lassen" erläuterte der Politikwissenschaflter das momentane Vorgehen. Das stehe auch in der Kommunikation im Vordergrund. Es gelte, die Inzidenzzahl zu verringern. "Deswegen ist Vorsicht das, was von der Bundeskanzlerin und ihren Mitstreitern in den Vordergrund gestellt wird", betonte er. Das begleite Angela Merkel (CDU) auch mit emotionalen Appellen, "die wir von ihr vorher selten erlebt haben".
"Die Emotionalität der Bundeskanzlerin ist gut, weil sie versucht, ihre eigene emotionale Situation zu übertragen", sagte Jun. "Da sie recht hohe Vertrauenswerte genießt, versucht sie der Bevölkerung mit ihrem emotionalen Repertoire zu vermitteln, wie wichtig es aus ihrer Sicht ist, Vorsicht walten zu lassen." So wolle sie die Bevölkerung überzeugen, mitzuziehen.