Frankfurt a.M. (epd). Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) plädieren für eine Lockdown-Verlängerung. "Öffnungsschritte darf es erst geben, wenn der Einfluss der Mutationen auf das Infektionsgeschehen beurteilt werden kann", sagte Tschentscher dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag). Das sei derzeit noch nicht möglich. Hans sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag) zu den Corona-Schutzmaßnahmen: "Es ist noch zu früh, um den Lockdown zu beenden."
Am Mittwoch will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten darüber beraten, wie es in der Pandemie-Bekämpfung weitergeht. Die gegenwärtigen Regelungen, darunter die weitgehende Schließung von Schulen und Kindertagesstätten, sind bis Sonntag befristet. Auch der Handel, der Dienstleistungssektor, Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen sind bis auf wenige Ausnahmen seit Mitte Dezember geschlossen.
Tschentscher appellierte an seine Amtskollegen und die Kanzlerin, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen. Der Rückhalt für Corona-Einschränkungen zum Schutz der Gesundheit sei weiterhin hoch. Aber viele Bürgerinnen und Bürger erwarteten ein zwischen Bund und Ländern abgestimmtes und konsequentes Vorgehen, um nach dem aktuellen Rückgang der Infektionszahlen einen erneuten Rückfall zu verhindern.
Hans sagte: "Wir müssen dringend noch weiter runter mit den Neuinfektionen, um auch gegen die gefährlichen Virus-Mutanten gewappnet zu sein." Es wäre "ein Fehler, jetzt einfach wieder zu öffnen, nur weil ein bestimmtes Datum erreicht ist". Es gehe um einen Perspektivplan für die kommenden Monate, was bei welchem Infektionsgeschehen wieder möglich sein wird. "Darüber werden Bund und Länder gemeinsam sprechen", sagte der CDU-Politiker.
Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sagte den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung" (Dienstag): "Es wäre grundfalsch, jetzt irgendwelche Signale zu Lockerungen auszusenden, wenn wir bei der Inzidenz nicht mal nahe der 50er-Marke sind." Man stehe "vor entscheidenden Wochen".
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Dienstagmorgen haben die Gesundheitsämter für die zurückliegenden 24 Stunden 3.379 neue Corona-Infektionen gemeldet, 2.735 weniger als vor einer Woche. Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus gestorben sind, stieg um 481 auf 62.156.
Die Sieben-Tage-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen sich binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner mit dem Virus angesteckt haben, liegt bundesweit bei 72,8 - bei starken regionalen Schwankungen. Eine Inzidenz von unter 50 wird angestrebt, um Infektionsketten nachverfolgen zu können. Ob unter diesem Wert mehr Kontakte zwischen den Menschen und Lockerungen im öffentlichen Leben ermöglicht werden sollen, ist insbesondere angesichts der besonders ansteckenden Virusmutationen jedoch strittig.
epd kfr