Quito (epd). In Ecuador wird es im April zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt kommen. Der sozialistische Kandidat Andrés Arauz hat die Abstimmung am Sonntag nach Auszählung von 97,5 Prozent der Stimmen mit 32,2 Prozent gewonnen. Der zweite Platz blieb auch am Montagmorgen (Ortszeit) hart umkämpft. Der Unterschied zwischen dem Kandidaten der Ureinwohner-Partei Pachakutik, Yaku Pérez (19,8 Prozent), und dem konservativen Ex-Banker Guillermo Lasso (19,6 Prozent) lag bei wenigen tausend Stimmen. Laut Wahlrat enthielten knapp 14 Prozent der Wahlzettel Unstimmigkeiten.
Andrés Arauz sprach bereits kurz nach Schließung der Wahllokale von einem Triumph. Der 36-Jährige will die Zeiten des Sozialismus wiederbeleben und nennt Ex-Präsident Rafael Correa seinen engsten Berater. Arauz war Minister unter Correa und versprach im Wahlkampf, in seiner ersten Woche als Präsident einer Million Familien jeweils rund 1.000 Euro zu schenken. Ex-Präsident Correa durfte bei der Wahl nicht antreten, weil er wegen Korruption verurteilt worden war.
Anhänger der Ureinwohner-Partei Pachakutik feierten ihren Kandidaten Pérez noch am Abend. Der 51-jährige vom Volk der Kañari bedankte sich "von Herzen für das Vertrauen der Bevölkerung" und betonte, die weitere Stimmenauszählung genau zu überwachen. Pérez setzte im Wahlkampf auf eine nachhaltige Umweltpolitik. Zudem will der Anwalt Kleinstunternehmer fördern und ein Moratorium für die Staatsschulden aushandeln.
Laut lokalen Medienberichten gewann Pérez die Amazonasprovinzen und die Mehrzahl der Andenprovinzen, der Konservative Guillermo Lasso konnte hingegen nur die Provinz Pichincha mit der Hauptstadt Quito und die Galápagos-Inseln für sich entscheiden. Dennoch zeigte sich der 65-jährige kämpferisch und appellierte, das endgültige Ergebnis abzuwarten. Lasso warb im Wahlkampf vor allem mit seiner Wirtschaftskompetenz. Er hatte Pérez in Interviews allerdings seine Unterstützung zugesichert, sollte dieser die Stichwahl erreichen.
Bei der Wahl des Parlaments spiegelt sich das Kräfteverhältnis der Kandidaten wider. Die Bewegung Unes von Andrés Arauz wird mit rund 28,7 Prozent der Stimmen voraussichtlich als stärkste Kraft in die Nationalversammlung einziehen, gefolgt von Pachakutik mit rund 20 Prozent. Die Partei des Konservativen Guillermo Lasso kommt nach offiziellen Angaben auf knapp zehn Prozent.
Der amtierende Präsident Lenín Moreno trat nicht noch einmal an und hinterlässt seinem Nachfolger ein schweres Erbe. Die seit Jahren schwelende Wirtschaftskrise hat sich durch die Corona-Pandemie deutlich verschärft. Die monatelangen Einschränkungen im vergangenen Jahr haben nach Schätzungen rund zwei Millionen Menschen in die Armut gedrängt. Laut Weltbank rutschte die Wirtschaft Ecuadors im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent ins Minus. Auch die Verschuldung des Landes stieg weiter an und liegt aktuell bei rund 65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.