Frankfurt a.M., Johannesburg (epd). Afrika bereitet sich nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die größte Massenimpfung auf dem Kontinent vor. Die Impfinitiative Covax, an der die WHO beteiligt ist, beginne in diesem Monat mit der Auslieferung von rund 90 Millionen Impfdosen gegen Covid-19, wie der südafrikanische Rundfunk SABC am Montag berichtete. Wegen neuer Virusmutationen und Unklarheiten über die Wirksamkeit der Impfstoffe hatte es zuletzt in mehreren Ländern Zweifel über die Strategie bei der Bekämpfung der Pandemie gegeben.
Südafrika setzte den Einsatz des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca aus, weil dieser bei einer ansteckenderen Virusvariante nur einen Wirkungsgrad von 20 Prozent zeigte. Gesundheitsminister Zweli Mkhize kündigte SABC zufolge deshalb an, die Impfung von Beschäftigten im Gesundheitswesen werde stattdessen mit dem Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson fortgesetzt, der kommende Woche erwartet wird. Malawi hält an ursprünglichen Plänen fest und will nach der Lieferung von Covax mit dem Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs beginnen.
Viele afrikanische Länder sind bei der Lieferung der Impfstoffe auf Unterstützung durch die Impfinitiative Covax und ein Programm der Afrikanischen Union (AU) angewiesen, über das zusätzlich rund 270 Millionen Impfdosen zur Verfügung gestellt werden sollen. Mit der ersten Lieferung durch Covax von 90 Millionen Dosen können im ersten Halbjahr allerdings nur drei Prozent der afrikanischen Bevölkerung geimpft werden. Bis zum Jahresende soll Covax 600 Millionen Dosen für rund 20 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung stellen. Aufgrund dieser im Vergleich zu Industrieländern sehr schleppenden Versorgung mit Impfungen gibt es auch in Europa scharfe Kritik an der weltweit ungerechten Verteilung.
Afrikanische Länder waren bisher weniger schwer von Corona-Ausbrüchen betroffen als andere Kontinente, kämpften jedoch in den vergangenen Wochen mit einer höheren Infektionsrate wegen einer ansteckenderen Virusmutation. In den 47 afrikanischen WHO-Mitgliedsstaaten wurden bisher gut 3,6 Millionen Corona-Infektionen und knapp 95.000 Todesfälle bestätigt. Da die Gesundheitssysteme deutlich schwächer sind als in Industriestaaten, belasten sie bereits wenig Infektionen ungleich stärker.