Hamburg (epd). Das Immunsystem von Frauen und Männern funktioniert unterschiedlich. Wissenschaftler des Uni-Klinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) wollen jetzt immunologische Geschlechterunterschiede weiter erforschen, wie die beiden Einrichtungen am Freitag mitteilten. Damit könnten diese künftig schon im Vorfeld der Behandlung von Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden können. Das Forschungsteam geht unter anderem der Fragestellung nach, wie Geschlechtshormone und Gene des X-Chromosoms Geschlechtsunterschiede bei Immunantworten beeinflussen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Vorhaben mit 4,5 Millionen Euro.
Hintergrund ist, dass Frauen etwa eine bessere Abwehr gegen Krankheitserreger entwickeln. Das könne zu einer schnelleren Bekämpfung von Infektionen führen. Ebenso entwickeln sie demnach im Gegensatz zum männlichen Geschlecht eine stärkere Immunantwort nach Impfungen und zeigen deutlichere Immunreaktionen gegen einige bösartige Tumorarten. Diese verbesserte Immunreaktion hat jedoch auch Nachteile: So leiden Frauen stärker unter anhaltenden Entzündungen und entwickeln häufiger Autoimmunerkrankungen.
"Die systematische Einbeziehung geschlechtsspezifischer Faktoren könnte künftig einen wichtigen Beitrag für neue Behandlungsstrategien von Infektionen und immunvermittelten Erkrankungen leisten", sagte Marcus Altfeld vom UKE-Institut für Immunologie. Nach den Worten von Hanna Lotter vom BNITM ermöglicht es die besondere interdisziplinäre Zusammensetzung der Gruppe, direkte hormonelle Einflüsse auf Immunantworten und deren Auswirkungen auf Krankheitsprozesse zu erfassen. Altfeld und Lotter leiten den Forschungsverbund.