UN: Äthiopiens Regierung schneidet Menschen von Hilfe ab

Genf (epd). Drei Monate nach Beginn des Tigray-Konflikts in Äthiopien verweigert die Zentralregierung den UN-Helfern noch immer den Zugang zu den meisten Bedürftigen. Insgesamt benötigten 2,3 Millionen Kinder, Frauen und Männer in der nördlichen Tigray-Region dringend Lebensmittel und andere Unterstützung, teilte ein UN-Sprecher am Freitag in Genf mit. Viele Güter für die Menschen seien vorhanden, könnten aber aufgrund des fehlenden Zugangs nicht verteilt werden.

Die Zentralregierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed sperre die UN-Helfer und ihre Partner insbesondere aus ländlichen Gebieten aus, erklärte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha), Jens Laerke. Mehr als 70 Helfer warteten in der Hauptstadt Addis Abeba auf die Erlaubnis, nach Tigray reisen zu dürfen. Sie könnten nur Menschen in solchen Gebieten unterstützen, die von der Zentralregierung und ihrer Armee kontrolliert würden.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, und andere Vertreter der Weltorganisation hatten die Regierung von Ministerpräsident Abiy wiederholt aufgefordert, den Helfern Zugang zu gewähren. Grandi, teilte nach einem Besuch in Äthiopien Anfang der Woche mit, die Lage in Tigray sei ernst und dringende Hilfe notwendig, um Schlimmeres zu verhindern. Auch der neue US-Außenminister Antony Blinken verlangte in einem Gespräch mit Äthiopiens Ministerpräsident "ungehinderten humanitären Zugang, um einen weiteren Verlust von Menschenleben zu verhindern".

Die Zentralregierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die bisher in der Region im Norden des Landes an der Macht war, liefern sich seit November einen blutigen Kampf um die Macht. Nach Schätzungen starben Zehntausende Menschen. Mehr als 60.000 Menschen flüchteten laut den UN in den Sudan. Hintergrund des Konflikts waren Wahlen für das Regionalparlament, die die Tigray-Regierung entgegen der Anordnung der Zentralregierung organisiert hatte. Die TPLF war daraus als Sieger hervorgegangen.