Oberbürgermeister Kaminsky: Hanauer Anschlag lückenlos aufklären
05.02.2021
epd
epd-Gespräch: Dieter Schneberger

Hanau (epd). Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat die lückenlose Aufklärung des rassistischen Terroranschlags vom 19. Februar 2020 in der südhessischen Stadt gefordert. Die Angehörigen der neun Mordopfer seien noch immer stark traumatisiert, sagte Kaminsky in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es ginge ihnen aber sicher besser, wenn sie den Eindruck hätten, dass der Staat alles für die Transparenz tue. Dies schließe auch das Eingeständnis von Fehlern ein.

Wegen der kürzlich bekanntgewordenen Polizeipanne erneuerte der 61-jährige SPD-Politiker seine Rücktrittsforderung an Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU). Er kritisierte vor allem, dass Beuth nicht selbst den Vorgang offengelegt habe. Nach Medienberichten war am Abend des Anschlags der polizeiliche Notruf in Hanau mit nur einem Beamten unterbesetzt, so dass nicht alle Anrufe von Zeugen entgegengenommen werden konnten. Auch eines der späteren Opfer des Attentäters sei telefonisch nicht durchgekommen.

Große Sorgen machten sich die Angehörigen auch wegen des Vaters des Attentäters, fügte Kaminsky hinzu. Sie fürchteten, dass von ihm eine Gefahr ausgehe, weil er die rassistische Ideologie seines Sohnes teile und er von der Polizei dessen Waffen zurückfordere. Stimmen, dass der Sohn deswegen auch ein Opfer gewesen sei, verletzten sie tief.

Er fühle sich den Angehörigen verpflichtet, betonte der Oberbürgermeister, der seit 2003 im Amt ist. Er treffe sich mindestens einmal im Monat mit allen rund 25 Hinterbliebenen, zuletzt coronabedingt per Videokonferenz. Mit dabei seien auch die nicht mehr in Hanau lebenden Personen. Dabei gehe es etwa um die Aufarbeitung der Verbrechen, die finanzielle Unterstützung, die Gestaltung des geplanten Denkmals oder der Gedenkfeier am Jahrestag um 18 Uhr im Congress Park.

Dabei stünden die engen Verwandten der Ermordeten "selbstverständlich" im Mittelpunkt. Vorgesehen seien die Ansprache eines Angehörigen sowie weitere Videoclips mit Beiträgen aller Opferfamilien. Mit dabei seien nur wenige staatliche Vertreter. Erwartet würden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Aber nur Steinmeier werde das Wort ergreifen.