Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnt vor vorschnellen Lockerungen der Corona-Einschränkungen. Zwar sinke die Zahl der Neuinfektionen, doch noch nicht stark genug, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Das mühsam Erreichte dürfe jetzt nicht leichtfertig verspielt werden.
"Die ansteckenderen Virusmutationen haben ihren Weg nach Deutschland gefunden", warnte Spahn. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte, die Virusmutationen würden inzwischen vermehrt in Deutschland nachgewiesen, seien aber noch nicht dominant. Wie in anderen europäischen Ländern sei aber damit zu rechnen, dass sich die Mutanten weiter ausbreiten und die Pandemie-Bekämpfung dadurch erschwert wird. "Das Virus ist noch nicht müde. Im Gegenteil: Es hat gerade noch einmal einen Boost bekommen", sagte Wieler.
Spahn sagte mit Verweis auf die Bund-Länder-Beratungen in der nächsten Woche, jetzt gehe es darum, mit Augenmaß "den richtigen Weg mit der richtigen Geschwindigkeit aus dem Stillstand zu finden". Für ihn stehe fest, dass es Lockerungen als erstes für Kindertagesstätten und Schulen geben sollte, wenn diese möglich sind.
Nach Angaben des RKI vom Freitagmorgen haben die Gesundheitsämter für die zurückliegenden 24 Stunden 12.908 neue Corona-Infektionen gemeldet. Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus gestorben sind, stieg um 855 auf 60.597.
Die Sieben-Tage-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen sich binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner mit dem Virus angesteckt haben, liegt bundesweit bei 79,9 - bei starken regionalen Schwankungen. Ziel der Politik ist eine Inzidenz von unter 50, um Infektionsketten nachverfolgen zu können.