Quito (epd). Bei der Präsidentenwahl am Sonntag in Ecuador treten 15 Kandidaten und eine Kandidatin an, so viele Bewerber um das höchste Staatsamt gab es bisher noch nie. Die besten Chancen hat laut Umfragen der Sozialist Andrés Arauz (35) von der Partei Unes. Er verspricht, die "goldenen Zeiten" unter Ex-Präsident Rafael Correa (2007-2017) in dem südamerikanischen Land wiederzubeleben. Correa, der aktuell in Belgien lebt, hatte sich im Vorwahlkampf als Vizepräsident von Unes in Stellung gebracht, konnte aber nicht antreten, weil er wegen Korruption verurteilt ist.
Aussichtsreiche Gegenkandidaten sind der konservative Ex-Banker Guillermo Lasso (65), der mit seiner Wirtschaftskompetenz wirbt und bereits zum dritten Mal antritt sowie Yaku Pérez von der Ureinwohner-Partei Pachakutik. Der 51-jährige Pérez vom Volk der Kañari setzt vor allem auf eine nachhaltige Umweltpolitik.
Eine Entscheidung im ersten Wahlgang gilt als unwahrscheinlich. Dafür müsste ein Kandidat 40 Prozent der Stimmen und mindestens zehn Prozentpunkte Vorsprung zum Zweitplatzierten erzielen. Die rund 13 Millionen Wahlberechtigten bestimmen außerdem 137 Abgeordnete der Nationalversammlung. In Ecuador herrscht Wahlpflicht für Bürger im Alter von 18 bis 65 Jahren. Aufgrund der Corona-Pandemie wird aber eine geringere Beteiligung erwartet.
Präsident Lenín Moreno scheidet nach vier Jahren mit extrem niedriger Popularität aus dem Amt und hinterlässt ein schweres Erbe. Die seit Jahren schwelende Wirtschaftskrise hat sich durch die Corona-Pandemie deutlich verschärft. Monatelange Beschränkungen haben nach Schätzungen rund zwei Millionen Menschen in die Armut gedrängt. Die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich zeitweise auf rund 13 Prozent. Zudem stieg die Staatsverschuldung auf etwa 65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.