Köln (epd). Puppen statt Menschen: Der Kölner Rosenmontagsumzug findet in diesem Jahr coronabedingt erstmals nur im Fernsehen statt. "Wir haben die geplanten Persiflage-Wagen in einem viel kleineren Maßstab original nachgebaut", sagte Zugleiter Holger Kirch am Donnerstag. Statt einer Zuglänge von sonst 8,2 Kilometern, stehe nun eine Zuglänge von 70 Metern auf einer Bühne. "Und statt 12.000 Zugteilnehmern haben wir in dieser Session 177 Puppen vom Hänneschen-Theater", erklärte er. Das Hänneschen-Theater ist ein Mundart-Stockpuppentheater in der Kölner Altstadt.
Ein Fernsehteam des Westdeutschen Rundfunks (WDR) filmt die 32 Meter lange Zugstrecke ab. Die 90-minütige Dokumentation ist dann am Rosenmontag, dem 15. Februar, im WDR zu sehen. Darin erträumen sich Hänneschen und Bärbelchen, bekannte Puppen aus dem Theater, einen Rosenmontagszug. Es werden den Angaben zufolge Geschichten erzählt und WDR-Reporter führen Interviews - nur diesmal als Puppen. Kölsche Legenden wie Willy Millowitsch und Trude Herr seien aus dem Himmel zugeschaltet.
"Wir haben lange überlegt, was wir machen sollen", erklärte Kirsch. "Zuerst haben wir an einen stehenden Zug gedacht, an dem die Jecken vorbeilaufen könnten." Auch ein Zug auf dem Rhein sei im Gespräch gewesen. Nun gibt es den Angaben zufolge 16 Persiflagewagen und zehn Prunkwagen. Unter den Wagenbauern habe sich bei der Umsetzung der Idee regelrechte Euphorie breit gemacht, erklärte Kirsch.
Für das Kreativteam "Kritzelkopp" ist die diesjährige Ausgabe laut Martin Weitz eine besondere Herausforderung gewesen, da es keine atmosphärische Rahmengestaltung gab. "Wir haben also bei Null angefangen und dann ein Drehbuch geschrieben, Kulissen gestaltet, Musik ausgesucht und vieles mehr", betonte er. Bei den Motivwagen habe natürlich Corona eine Rolle gespielt. "Aber auch die Wahl in den USA und die Lage der Flüchtlinge etwa in Moria sind Themen, die wir ansprechen", sagte er.
Die Intendantin des Hänneschen-Theaters, Frauke Kemmerling, bezeichnete diesen Rosenmontagszug als "einmalige Chance, weit über die Grenzen des rheinischen Sprachraums bekannt zu werden". "Wir möchten das Hänneschen als Herzstück von Köln sichtbar und erlebbar machen", erklärte sie.