Brüssel (epd). Junge Europaabgeordnete haben eine Absenkung des Wahlalters auf 16 oder sogar null Jahre gefordert. Er sei für ein Wahlalter von 16 Jahren, aber nur als Zwischenschritt zum "Wahlalter null", sagte der Grünen-Europaparlamentarier Niklas Nienaß am Mittwoch bei einem Online-Fachgespräch zum Dialog zwischen der EU und der Jugend. Kinder könnten dabei von den Eltern vertreten werden. Wenn Politiker wüssten, dass Familien mit kleinen Kindern mehr Stimmen hätten oder auch 13- oder 14-Jährige sich zur Wahl melden könnten, werde mehr Politik für diese Gruppen gemacht, erklärte der 28-Jährige bei der Veranstaltung des Brüsseler Büros der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej).
Auch der FDP-Abgeordnete Moritz Körner warb für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, was wegen der Länge der Wahlperioden ohnehin eine erste Wahl im Alter zwischen 16 und 20 Jahren bedeute. Dieser Altersbereich sei sinnvoller für Erstwähler, weil er noch eher in der Schule liege, "man kann ihn besser begleiten" als später, erklärte der 30-Jährige. Die Komplexität europäischer Themen spreche nicht gegen eine Senkung des Wahlalters, im Gegenteil: "Ich habe das Gefühl, dass junge Menschen viel besser informiert sind mittlerweile über europäische Inhalte, vor allem durch den Schulunterricht."
Ein wiederkehrendes Thema des Fachgesprächs, das sich auch um die EU-Jugendziele und die Konferenz zur Zukunft Europas drehte, war die Beteiligung junger Leute, die nicht durch Elternhaus und Sozialisation ohnehin EU-affin sind. Eine Stärkung nationaler Jugendringe könnte helfen, auch andere Schichten zu erreichen, erklärte Max Schön, deutscher EU-Jugendvertreter im EU-Jugenddialog. Diese Jugendringe als Zusammenschlüsse verschiedener Organisationen repräsentierten womöglich die Jugend vollständiger. Zusätzlich könnte man Jugendhäuser und Organisationen aus dem Sozialbereich einbeziehen.