Gefragt sind Menschen, die authentisch erzählen, was der Glaube für sie bedeutet in "Clubhouse"
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In der Audio-App "Clubhouse" sollten auch die Kirchen aktiv sein, sagt der Digitalexperte Joachim Stängle.
Christen gehören ins "Clubhouse"
Digitalberater Joachim Stängle sieht neue Möglichkeiten zum Austausch in der Audio-App
Die neue Internetplattform "Clubhouse" hat in den vergangenen Tagen einen enormen Aufschwung erlebt. Politiker wie der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) aber auch christliche Sinnfluencer aus dem evangelischen Contentnetzwerk Yeet sind in der Audio-App vertreten, die bislang nur für iPhones zur Verfügung steht. Der Digitalexperte Joachim Stängle erläutert im Interview, welche Chancen die Kirchen im "Clubhouse" haben.
01.02.2021
epd
Interview: Marcus Mockler

Herr Stängle, was fasziniert an "Clubhouse"?

Joachim Stängle: Zum einen bekommt man niederschwellig und schnell Kontakt zu Menschen, die man sonst vermutlich nicht treffen würde, kann sich an deren Themen und Gesprächen beteiligen oder nur zuhören, was andere zum Thema machen. Zum anderen - und das finde ich noch interessanter - kann jeder selbst Gesprächsräume eröffnen, Themen setzen und mit anderen locker diskutieren. Und das nicht nur mit denen, die man ohnehin schon kennt, sondern immer auch mit Menschen außerhalb der eigenen "bubble". Dabei ergeben sich Gespräche auf Augenhöhe mit Menschen wie Du und ich, genauso aber auch mit Politikern, Künstlern und Journalisten, die "Clubhouse" erstaunlich schnell entdeckt haben. Dass man beim Datenschutz ein Auge zudrücken - oder besser noch: hellwach sein sollte, muss ich auch erwähnen. Das ist definitiv nicht faszinierend!

Sehen Sie Chancen für die Kirchen in dieser App?

Stängle: Ich sehe große Chancen für Menschen, denen Glauben wichtig ist und die ihren Glauben mit andern teilen und darüber ins Gespräch kommen wollen. Das funktioniert bei "Clubhouse" nur von Mensch zu Mensch - nicht als Institution oder Firma. Gefragt sind Menschen, die authentisch erzählen, was der Glaube für sie bedeutet, was ihnen Christsein bringt, wo sie Zweifel und Schwierigkeiten haben. Das weckt Interesse - auch und gerade in einer Zeit, in der persönliche Begegnung und "miteinander reden" eingeschränkt ist. Dass inzwischen erste Gruppen zum gemeinsamen Bibellesen entstanden sind, hängt einzig an den Menschen, die das initiieren und wollen. Nicht an deren Kirche oder Gemeinde.

Gibt es bereits erste Erfahrungen?

Stängle: Schon an meinem ersten Abend im "Clubhouse" kam zufällig Lena rein. Ende zwanzig, Wirtschaftsjuristin. Ich war in einem Raum namens "#digitalekirche", in dem sich vor allem Vertreter von Kirchen trafen, um sich auszutauschen, welche Modelle von Kirche in digitalem Kontext gut funktionieren. Für die junge Frau war es neu und völlig absurd, dass es kirchlich engagierte Menschen gibt, die in digitalen Welten unterwegs sind. Für sie ist Kirche das Gebäude und die alten Menschen, die sich Sonntagmorgens dort treffen.

Sie sagte: "Meine Oma ging dort immer hin, aber seit ich zu Hause ausgezogen bin, war ich nie mehr dort. Das passt einfach nicht zu meinem Leben. Dabei habe ich so unglaublich viele Fragen." Es kamen immer mehr Menschen dazu, die neugierig auf das Thema waren. Glücklicherweise haben einige Lena und den anderen Interessierten ein Vernetzungsangebot gemacht und signalisiert, sich den Fragen zu stellen. "Ich melde mich, aber mach dich auf viele Fragen gefasst", sagte Lena, bevor sie dann raus musste. Diese Begegnung in "Clubhouse" war für mich ein echtes Schlüsselerlebnis.