"Menschen leben unter unzumutbaren Bedingungen in Wäldern und Industriebrachen und versuchen immer wieder, in die EU zu gelangen, um einen Asylantrag zu stellen", erklärte Vorständin Maria Loheide in Berlin. Die Brutalität, mit der die kroatische Grenzpolizei gegen Schutzsuchende vorgehe, sei nicht hinnehmbar. Die rund 10.000 Gestrandeten müssten jetzt evakuiert und umverteilt werden. "Deutschland kann diese Menschen aufnehmen", sagte Loheide.
Sie forderte die Bundesregierung auf, sich europaweit für die Hilfe Schutzsuchender an der Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien einzusetzen. An den derzeitigen Zustand dort dürfe man sich "ganz und gar nicht gewöhnen", sagte Loheide. Deutschland und die EU dürften diese Rechtsverletzungen nicht länger tolerieren. Schon Mitte Januar hatte ein Bündnis von Hilfsorganisationen die Evakuierung des Lagers Lipa in Bosnien gefordert. Auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm kritisierte die Lage in den Lagern an der EU-Außengrenze scharf.
Am 2. Februar trifft sich Merkel mit Vertretern unter anderen von Sozialverbänden, Religionsgemeinschaften, Wirtschaft, Politik, Sport, Wissenschaft, Kultur und Migrantenorganisationen, um sich vor allem über die Flüchtlingspolitik in der Corona-Pandemie auszutauschen. Es ist nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert das neunte Treffen in diesem Kreis. Die Runde wurde nach der großen Fluchtbewegung 2015 ins Leben gerufen.