Befragung: Mehrheit der AfD-Wähler denkt rechtsextrem

Gütersloh (epd). Mehr als die Hälfte der Wählerinnen und Wähler der AfD vertritt laut einer Umfrage ein geschlossenes oder teilweise rechtsextremes Weltbild. Die Einstellungen der AfD-Wählerschaft ähnelten dem Profil der rechtsextremen NPD sehr viel stärker als dem der anderen im Bundestag vertretenen Parteien, erklärte die Bertelsmann-Stiftung bei der Vorstellung ihrer Untersuchung am Montag in Gütersloh. Die AfD sei seit Gründung der Bundesrepublik "die erste mehrheitlich rechtsextrem eingestellte Wählerpartei im Deutschen Bundestag".

Insgesamt liege der Anteil geschlossen (manifest) rechtsextrem gesinnter Wähler mit acht Prozent "nach wie vor stabil auf einem vergleichsweise geringen Niveau", hieß es. Allerdings stimmen weitere 16 Prozent der Wahlberechtigten rechtsextremen Einstellungsmustern zumindest latent, also "teils/teils" zu. Unter den AfD-Wählern vertreten demnach 29 Prozent ein manifestes rechtsextremes Weltbild, weitere 27 Prozent sind zumindest latent in dieser Richtung eingestellt.

In der Untersuchung wurden den Angaben zufolge sechs Dimensionen rechtsextremer Einstellungen gemessen. Beim Thema "Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur" etwa vertraten demnach 15 Prozent der AfD-Wähler eine geschlossen rechtsextreme Position gegenüber fünf Prozent bei allen Wahlberechtigten. Auch bei den anderen Themen Verharmlosung des Nationalsozialismus, Antisemitismus, Chauvinismus, Fremdenfeindlichkeit und Befürwortung eines rassistischen Sozialdarwinismus weise die Wählerschaft der AfD zwei bis dreimal so hohe Werte auf wie die Anhänger der anderen Bundestagsparteien.

Für die Untersuchung hatte die Bertelsmann Stiftung im Juni 2020 rund 10.000 Menschen durch das Institut YouGov Deutschland online befragen lassen. Bei der Messung rechtsextremer Einstellung folgt die Befragung demnach einer wissenschaftlichen Definition, die seit Jahren auch in der Leipziger Autoritarismus-Studie verwendet werde. Dabei wird bei jeder der sechs Dimensionen die Zustimmung zu drei verschiedenen rechtextremen Aussagen abgefragt.