Genf (epd). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will in den nächsten zehn Jahren den Kampf gegen die sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten verstärken. Mehr als eine Milliarde Menschen seien von den 20 Leiden wie Flussblindheit, Dengue-Fieber und Lepra betroffen, teilte die WHO in Genf anlässlich des Welttages gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten am Samstag mit.
Jeder Mensch, der von den Krankheiten bedroht sei, müsse geschützt werden, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO will die Zahl der Menschen, die eine Behandlung benötigen, bis 2030 um 90 Prozent senken. Vor allem seien die Menschen in armen Ländern von den Krankheiten betroffen, zu denen wenig geforscht werde.
Dort seien die Gesundheitssysteme schwach und es fehle an sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Die Krankheiten können mit Medikamenten wie etwa Antibiotika behandelt werden. Zudem sollen Diagnoseverfahren intensiviert werden. Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung unterstützt die Anstrengungen.
Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten erklärte, dass fünf Erkrankungen besonders oft auftreten: Elefantiasis (Lymphatische Filariose), Flussblindheit (Onchozerkose), Trachom, Bilharziose (Schistosomiasis) und der Befall mit Geohelminthen. Diese Krankheiten führten unbehandelt zu dauerhaften Behinderungen.
Trachom und Flussblindheit verursachten Erblindung, Elefantiasis habe schwere körperliche Behinderungen und Entstellungen zur Folge, Bilharziose und Darmwürmer beeinträchtigten die Entwicklung von Kindern und die körperliche Leistungsfähigkeit von Erwachsenen. Die von Darmwürmern verursachte Blutarmut bei Frauen führe in vielen Fällen zu lebensbedrohlichen Komplikationen bei Geburten.
Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warnte, Fortschritte bei der Ausrottung und Infektionskontrolle der vernachlässigten Krankheiten würden durch die Covid-19-Pandemie bedroht.