Berlin (epd). "Ärzte ohne Grenzen" hat trotz der Corona-Pandemie mehr Anstrengungen zur Erforschung bislang vernachlässigter Tropenkrankheiten gefordert. "Covid-19 darf auf keinen Fall dazu führen, dass Krankheiten vergessen werden, an denen Hunderte Millionen Menschen leiden", erklärte die medizinische Hilfsorganisation am Freitag in Berlin. Die enormen öffentlichen Forschungsinvestitionen zu Corona zeigten, was möglich sei, wenn politischer Wille da sei. Die Bundesregierung müsse ihre Förderung auch bei vernachlässigten Krankheiten erhöhen. Am 30. Januar erinnern die Vereinten Nationen jedes Jahr an diese Krankheiten, die mit Armut in Zusammenhang stehen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft 20 Krankheiten als vernachlässigt ein, weil zu wenig zu ihrer Bekämpfung und Erforschung getan wird. Mehr als eine Milliarde armer Menschen ist davon betroffen. Dazu gehören Lepra, die Flussblindheit, Bilharziose, die Augeninfektion Trachom sowie das Chagas- und das Dengue-Fieber. Manche Institutionen stufen noch mehr Krankheiten als die WHO als vernachlässigt oder vergessen ein.
Fortschritte bei der Ausrottung vernachlässigter Krankheiten seien durch die Corona-Pandemie bedroht, erklärte "Ärzte ohne Grenzen". Arzneimittel gegen diese Erkrankungen müssten entwickelt und zu so niedrigen Preisen abgegeben werden, dass alle Menschen sie sich leisten könnten.
Laut "Ärzte ohne Grenzen" wurden durch die Corona-Pandemie Programme zur Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten unterbrochen. Es gebe alarmierende Zeichen dafür, dass Gelder umgewidmet oder gekürzt würden. "Es besteht die Gefahr, dass tropische Krankheiten weiter vernachlässigt und die bedeutenden Erfolge der vergangenen Jahre verspielt werden", warnte die Organisation.