Fachverbände gegen Einsatz Auszubildender für Corona-Tests
Vorschlag der Minister Giffey und Spahn stößt auf entschiedenen Widerstand
In der Corona-Krise brauchen die Pflegeheime jede helfende Hand. Doch der Vorschlag der Minister Giffey und Spahn, Pflege-Auszubildende auch zur Unterstützung bei den Schnelltests einzusetzen, lehnen Fachverbände rundweg ab.

Berlin (epd). Fachverbände haben dem Vorschlag aus der Bundesregierung widersprochen, Pflege-Auszubildende zur Unterstützung der Heime bei den Schnelltests einzusetzen. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) wies am Donnerstag in Berlin das von den Ministern Franziska Giffey (SPD) und Jens Spahn (CDU) in einem Schreiben an die Partnerorganisationen der Konzertierten Aktion Pflege formulierte Anliegen zurück. "Wir haben bereits schriftlich unseren Unmut mitgeteilt", sagte DBfK-Präsidentin Christel Bienstein.

In dem Brief, der dem epd vorliegt, schlagen die Minister vor, vermehrt Auszubildende schon vom ersten Lehrjahr an "zur Entlastung des Pflegepersonals einzusetzen, etwa nach entsprechender Einweisung bei der Durchführung von Testungen der Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörigen oder bei den Vorkehrungen der Hygiene- und Schutzmaßnahmen". Die dynamische Pandemielage erfordere "von uns allen ein hohes Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft", lautet die Begründung.

Konkret könne das "insbesondere durch das Verschieben schulischer Ausbildungsabschnitte bzw. einer Abänderung der Reihenfolge der praktischen Ausbildungsabschnitte erfolgen". Die bundesrechtlichen Ausbildungsregelungen stünden einer solchen Vorgehensweise nicht entgegen, hieß es.

Der DBfK nannte diese Idee kurzsichtig: "Dieser Vorschlag zeugt einmal mehr davon, welchen geringen Stellenwert die beiden Ministerien der Pflegeausbildung und damit auch der Professionalität unseres Berufs insgesamt beimessen." Man dürfe Azubis nicht als billige Aushilfskräfte missbrauchen.

Verbandschefin Bienstein zufolge findet die Pflegeausbildung während der Pandemie bereits unter erschwerten Bedingungen statt. Praxisanleitungen könnten schon jetzt aufgrund des Personalmangels nicht in der notwendigen Intensität stattfinden. Es müsse dadurch mit zunehmenden Ausbildungsabbrüchen gerechnet werden, warnte Bienstein. Die personelle Unterstützung der Einrichtungen bei den Testungen sollte laut Bienstein von den angekündigten Bundeswehrangehörigen sowie geschulten Personen erfolgen.

Auch der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, wies den Plan zurück. "Ich rate davon ab, Auszubildende der Pflegeberufe vor allem für die Testungen einzusetzen, da diese auch in Pandemiezeiten in ihrer praktischen Ausbildungszeit hochprofessionelle Pflege erlernen sollten", sagte Westerfellhaus dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag). "Sonst haben wir nach der Pandemie viele junge Pflegekräfte, die testen, aber kaum pflegen können."

Kritik kam auch vom Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe. In einem Schreiben an die Minister heißt es: "Unseren Mitgliedsschulen und allen in der Ausbildung Verantwortlichen werden wir mit besonderem Nachdruck davon abraten, einer Ausweitung von Praxiseinsätzen, der Verschiebung schulischer Ausbildungsabschnitte oder ähnlichen Maßnahmen zuzustimmen." Denn: "Wir sind in unserem professionellen Handeln dazu verpflichtet, das körperliche und psychische Wohlergehen der uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen und sie vor übermäßigen Belastungen zu schützen."

epd kfr/db fu