Genf (epd). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine stark ungleiche Verteilung von Corona-Impfstoffen zwischen armen und reichen Ländern angeprangert. Das internationale Versprechen einer gerechten Verteilung der Vakzine sei in ernster Gefahr, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf.
Viele arme Menschen könnten bei den Impfungen einfach übergangen werden, warnte Tedros in einer Online-Grußbotschaft an die Parlamentarische Versammlung des Europarates. Nur eine gerechte Verteilung der Vakzine könne die Pandemie beenden.
Bislang seien Impfungen in rund 50 Ländern verabreicht worden, von denen nahezu alle wohlhabend seien, fügte Tedros hinzu. Drei Viertel aller Immunisierungen seien in nur zehn Ländern vorgenommen worden. Pharmafirmen suchten vor allem in reicheren Ländern eine Zulassung für ihre Wirkstoffe, weil dort die Gewinnaussichten besser seien als in armen Staaten.
Er wies auf das Impfstoffprogramm gegen Covid-19 der WHO hin, mit dem vor allem armen Ländern geholfen werden soll. Über das Programm Covax würden im Februar die ersten Impfdosen ausgeliefert. Covax habe sich bereits zwei Milliarden Impfdosen von fünf Herstellern für das laufende Jahr sichern können. Das Programm werde mehr als eine weitere Milliarde Dosen bis Anfang 2021 erwerben.
Das Covax-Programm ist Teil des größeren Netzwerkes Act Accelerator, das unter Federführung der WHO gegründet wurde. Act Accelerator verfolgt das Ziel, weltweit die schnellstmögliche Bereitstellung von medizinischen Diagnoseinstrumenten, Medikamenten und Impfstoffen gegen Covid-19 sicherzustellen. Besonders in Entwicklungsländern sollen die Menschen mit Heilmitteln und Vakzinen versorgt werden.
Inzwischen haben sich fast alle Länder dem Act Accelerator angeschlossen. In dem Programm wirken Experten führender Gesundheitsinstitutionen zusammen: Sie kommen von der Impfstoffallianz Gavi, dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria sowie Find, einer Organisation für die Bereitstellung von Diagnoseinstrumenten in armen Ländern. Auch die Weltbank und die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung sitzen mit am Tisch.