Report: Corona treibt arme Länder weiter in die Schuldenfalle

Berlin (epd). Die Corona-Pandemie hat nach Einschätzung von Hilfsorganisationen die Schuldenkrise vieler armer Länder dramatisch verschärft. 132 von 148 untersuchten Staaten seien zu Anfang diesen Jahres kritisch verschuldet, acht mehr als vor einem Jahr, sagte Kristina Rehbein von der Initiative Erlassjahr.de am Dienstag bei der Vorstellung des Schuldenreports 2021, der zusammen mit Misereor erstellt wurde. Die Überschuldung treffe nicht nur die ärmsten Länder, sondern auch Staaten wie Sri Lanka, Ägypten, Kolumbien, Angola und die Mongolei. Der Libanon und Sambia hatten sich 2020 für zahlungsunfähig erklärt.

"Die Corona-Pandemie treibt Länder, die schon vor dem Ausbruch von Covid-19 hoch verschuldet waren, weiter in die Schuldenfalle", heißt es in dem Report, der sich vor allem auf Schätzungen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds stützt. Auch Suriname habe die Zahlungen inzwischen eingestellt, und der Tschad gelte als nächster "Pleitekandidat", sagte Rehbein.

Es sei zu befürchten, dass viele Menschen ihr Leben wegen der wirtschaftlichen Corona-Folgen verlieren. Länder im Globalen Süden hätten kaum die Möglichkeit, aus eigener Kraft die notwendigen Mittel aufzubringen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Auch für dringende Investitionen in Gesundheit und Bildung fehle das Geld. "Es droht ein verlorenes Entwicklungsjahrzehnt", heißt es im Schuldenreport.

Erlassjahr und das katholische Hilfswerk Misereor fordern umfassende Schuldenerlasse und ein Insolvenzrecht für Staaten. Die bisherigen Schuldenerleichterungen, die vor allem Stundungen waren, wertete Klaus Schilder von Misereor als enttäuschend. Zudem sei die Hoffnung, dass sich private Gläubiger wie Banken, Fonds und andere institutionelle Anleger freiwillig an Schuldenmoratorien beteiligen würden, krachend gescheitert, sagte er. Erlassjahr.de ist ein Bündnis von mehr als 600 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft.