Berlin (epd). Der Familie als einem Haupttatort für sexuelle Gewalt gegen Kinder muss mehr Aufmerksamkeit zukommen, fordert die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauch. Meist blieben die Betroffenen allein mit ihren Erfahrungen und den Folgen, sagte die Kommissionsvorsitzende Sabine Andresen am Dienstag in Berlin. Der Privatraum Familie werde "allzu oft höher gewertet als der Schutz betroffener Kinder".
Bei der Kommission, die vor genau fünf Jahren ihre Arbeit aufnahm, können sich Betroffene sexueller Gewalt melden und ihre Erfahrungen und gegenwärtige Situation schildern. 2.500 Menschen haben davon inzwischen Gebrauch gemacht: Mehr als 1.000 haben der Kommission zufolge Übergriffe in der eigenen Familie erlitten. Die deutsche Aufarbeitungskommission ist nach eigenen Angaben weltweit die einzige, die auch den Missbrauch in Familien erfasst und zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte gemacht hat. In diesem Sommer soll Andresen zufolge eine Fallstudie über Formen und Umstände sexueller Gewalt in Familien sowie Hilfen für die Opfer erscheinen.