Bedford-Strohm lehnt Suizidassistenz in kirchlichen Einrichtungen ab
24.01.2021
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow und Franziska Hein

Berlin (epd). In der Debatte um Sterbehilfe hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, seine Haltung gegen eine Beteiligung evangelischer Einrichtungen bei der Suizidassistenz bekräftigt. "Die aktive Beendigung menschlichen Lebens kann für uns nie als normale Option gelten", sagte Bedford-Strohm in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) und ergänzte: "Ich fühle mich dem Lebensschutz verpflichtet."

Der bayerische Landesbischof sagte zugleich, die Kirche müsse sich davor hüten, Menschen moralisch zu verurteilen, die sich das Leben nehmen. "Das hat man leider in der Vergangenheit getan", sagte er und verwies auf die Verweigerung kirchlicher Beerdigungen. "Das empfinde ich als Schuld der Kirche", sagte Bedford-Strohm. "Daraus kann man aber nicht ableiten, dass man organisatorisch tätig wird, damit Menschen ihr Leben beenden können."

Die Kirche dürfe nicht Teil eines Prozesses werden, "an dessen Ende der Suizid eines Menschen stehen soll", sagte der Theologe. So dürfe auch die Beratung betroffener Menschen "nicht nur die zu absolvierende Vorstufe dafür sein, dass ein Mensch alle Mittel für den Suizid zur Verfügung gestellt bekommt". Bedford-Strohm sagte, es gebe andere Möglichkeiten der Begleitung. Er verwies dabei auf palliative Begleitung, Schmerzmedizin und eine gute seelsorgerliche Unterstützung und ergänzte: "Schon jetzt kann mir mit guten Gründen niemand eine lebensverlängernde Maßnahme verordnen, die ich nicht will."

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie und andere Vertreter der evangelischen Kirche hatten mit ihrem Plädoyer, Suizidassistenz auch in eigenen Einrichtungen nicht auszuschließen, eine neue Debatte entfacht. Bedford-Strohm sagte, es gehe jetzt darum, in diesem Spannungsfeld einen konkreten Weg zu finden. Der Rat der EKD lehnt Suizidassistenz in evangelischen Einrichtungen ab. Die Diskussion über dessen Position müsse ergebnisoffen geführt werden, sagte Bedford-Strohm, fügte aber auch hinzu: "Ich erwarte nicht, dass sie sich grundlegend ändern wird."

epd co/hei jup