Berlin (epd). Die Versorgung der Menschen in armen Ländern mit Covid-19-Impfstoff stellt nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die reichen Staaten vor eine "Riesenaufgabe". Merkel sagte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Berlin, dass es derzeit intensive Verhandlungen zwischen der Impfallianz Gavi mit den Unternehmen Biontech/Pfizer und Astra Zeneca gebe.
Sie hoffe, dass relativ schnell besser geimpft werde. Sie habe Telefonate mit Kollegen geführt, die natürlich "große Sehnsucht" hätten, überhaupt einen Impfstoff zu sehen. Zugleich wies sie daraufhin, dass der Biontech-Impfstoff logistisch nicht so leicht weltweit zu verbreiten sei, da er bei Minus 70 Grad Celsius gekühlt werden müsse.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Anfang dieser Woche beklagt, dass bisher - in einem einzigen der ärmsten Länder der Welt - 25 Impfungen gegen Corona verabreicht wurden. Zum Vergleich: In mindestens 49 reicheren Ländern seien es über 39 Millionen Dosen gewesen.
Die Europäische Union stellte zwar eine halbe Milliarde Euro als Darlehen oder Zuschuss für das Programm Covax bereit, über das die WHO und die Impfallianzen Gavi und Cepi Impfstoff für alle Staaten verfügbar machen will - vor allem für die 92 armen Länder. Kritiker beklagen aber, dass Europa gleichzeitig Covax unterwandert. Die Kritik: Statt auch die EU-Impfdosen von der weltweiten Allianz zuteilen zu lassen und die Arzneien so zu einem globalen öffentlichen Gut zu machen, sichert sich die EU die eigenen Kontingente durch direkte Vereinbarungen mit den Impfstoffherstellern und kauft somit die Märkte leer.
Die Welthungerhilfe rief unterdessen zu mehr Impf-Solidarität auf. "Wir besiegen die globale Pandemie nur gemeinsam oder gar nicht", sagte der Generalsekretär der Hilfsorganisation, Mathias Mogge, am Donnerstag in Bonn. Nationale Alleingänge machten angesichts einer weltweiten Pandemie keinen Sinn. Während in europäischen Ländern, in Israel oder den USA bereits gegen Corona geimpft werde, seien viele afrikanische Länder "bisher leer ausgegangen, weil sie sich die teuren Impfstoffdosen nicht leisten können".
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