Berlin (epd). Die von der Bundesregierung eingesetzte Fachkommission Integrationsfähigkeit empfiehlt, den Begriff "Migrationshintergrund" künftig nicht mehr zu verwenden. Das sagte die Kommissionsvorsitzende Derya Caglar am Mittwoch in Berlin. Stattdessen solle von "Eingewanderten und ihren (direkten) Nachkommen" gesprochen werden. Die SPD-Politikerin, die auch Mitglied des Abgeordnetenhauses in Berlin ist, erläuterte, sie sei damit die Tochter von Eingewanderten, aber ihre Kinder seien "nur noch Deutsche".
Zuvor hatte die Kommission nach zweijähriger Arbeit ihren Bericht an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben. Das Gremium aus 25 Expertinnen und Experten befasste sich mit den Themen Sprache, Wohnen, Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe. Die Empfehlungen der Runde richten sich an Bund, Länder und Kommunen.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) sagte, der Begriff "Migrationshintergrund" sei vor etwa 15 Jahren in die Statistik eingeführt worden und umfasse viele unterschiedliche Gruppen. Viele der 21 Millionen betroffenen Menschen fühlten sich dadurch nicht abgebildet. Es sei, "als stünde dieser Hintergrund immer im Vordergrund". Der Begriff werde zwar nicht über Nacht ersetzt werden können, aber es sei eine Aufgabe für die Zukunft.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wies indes darauf hin, dass Menschen mit Einwanderungsgeschichte in der aktuellen Corona-Krise deutlich stärker von neuer Arbeitslosigkeit betroffen seien als andere. So habe deren Arbeitslosenquote im Dezember 2020 bei 14,1 Prozent gelegen - im Vergleich zum Durchschnitt von 4,7 Prozent. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass viele Menschen mit ausländischen Wurzeln in Dienstleistungsberufen tätig seien, die die Krise besonders treffe: als Reinigungskräfte, in Restaurants oder Hotels. Er warnte davor, dass die Erfolge bei der Integration dadurch gefährdet werden könnten.