Genf (epd). Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat die ungleiche globale Verteilung von Corona-Impfstoffen scharf verurteilt. Die Welt steuere auf ein katastrophales moralisches Versagen zu und die Menschen in armen Ländern müssten mit ihrem Leben bezahlen, sagte Tedros am Montag in Genf.
Es habe erst 25 Impfungen gegen Covid-19 in einem einzigen der ärmsten Länder gegeben, erklärte der Äthiopier Tedros zu Beginn Sitzung des WHO-Exekutivrates. Demgegenüber seien in mindestens 49 reicheren Ländern schon mehr als 39 Millionen Dosen verabreicht worden.
Nicht zu rechtfertigen sei es, wenn junge, gesunde Erwachsene in reichen Ländern eine Impfung erhielten, bevor Mitarbeiter des Gesundheitswesens und ältere Menschen in armen Ländern immunisiert würden. Viele Staaten drängelten sich vor, um für ihre Bevölkerungen die Vakzine zu erwerben.
Laut Tedros unterzeichneten im vergangenen Jahr Staaten und Pharmafirmen 44 bilaterale Verträge für Impfstoff-Lieferungen. In den wenigen Tagen des neuen Jahres seien es bereits 12 weitere bilaterale Deals gewesen. Pharmafirmen suchten vor allem in reicheren Ländern eine Zulassung für ihre Wirkstoffe, weil dort die Gewinnaussichten besser seien als in armen Staaten.
Der WHO-Chef versicherte, dass es genug Vakzine für alle Menschen auf der Welt gebe. Tedros betonte, dass über das Impfstoffprogramm "Covax" der WHO bereits zwei Milliarden Impfdosen bestellt worden seien. Es bestehe eine Option auf mehr als eine weitere Milliarde Dosen. Die WHO plane mit den Lieferungen der Vakzine im Februar zu beginnen. Der WHO-Exekutivrat tagt bis Dienstag nächster Woche.