Frankfurt a.M., New York (epd). Menschenrechtler protestieren gegen die Kremierungspflicht von Corona-Toten in Sri Lanka. Die Anordnung, alle mit dem Coronavirus Verstorbenen einzuäschern, diskriminiere die muslimische Glaubensgemeinschaft, kritisierte Human Rights Watch am Montag in New York. Die Haltung der Regierung komme einer Unterdrückung und Stigmatisierung einer ohnehin ausgegrenzten Minderheit in dem südasiatischen Land gleich. Im Islam ist die Feuerbestattung verboten. Sie gilt als Verletzung der Würde des menschlichen Körpers.
Die Kremierungspflicht in Sri Lanka wurde laut Human Rights Watch Ende März vergangenen Jahres mit Verweis auf eine mögliche Verseuchung des Grundwassers bei herkömmlichen Bestattungen eingeführt. Trotz der Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Beerdigungen keine Gefahr darstellten, und wachsender Kritik von UN-Experten, srilankischen Medizinern und Religionsführern auch der anderen Glaubensgemeinschaften sei die Regierung von Präsident Gotabaya Rajapaksa bisher nicht davon abgerückt. Unter den Toten, die gegen den Wunsch der Hinterbliebenen kremiert wurden, waren demnach auch ein 20 Tage altes Baby und eine Frau, bei der sich später herausgestellt habe, dass sie gar nicht infiziert war.
Für Familien, die den Tod eines geliebten Menschen betrauerten, sei die Anweisung der Regierung ein zusätzlicher Angriff auf religiöse Rechte und grundlegende Würde, betonte die Südasiendirektorin von Human Rights Watch, Meenakshi Ganguly. "Diese Politik führt nur dazu, dass Intoleranz und soziale Spaltung zunehmen." Die Regierung gehe zudem nicht ausreichend gegen Vorurteile gegen die muslimische Gemeinschaft und Gerüchte vor, bemängelten die Menschenrechtler. So seien auch Behauptungen im Umlauf, dass Muslime absichtlich das Coronavirus verbreitet hätten.