Osnabrück (epd). Die Zahl der Menschen mit kleinem Waffenschein ist einem Zeitungsbericht zufolge in Deutschland im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Ende Dezember 2020 waren im nationalen Waffenregister 705.506 solcher Berechtigungen für Schreckschusswaffen vermerkt, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Montag) unter Berufung auf das Bundesinnenministerium berichtet. Das seien sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Zahl der Schusswaffen insgesamt habe sich erhöht.
Seit der sogenannte kleine Waffenschein, der den Kauf und Besitz von Gas- oder Schreckschusswaffen erlaubt, 2003 eingeführt wurde, steige jedes Jahr die Zahl der Menschen, die ihn beantragen, hieß es. Von 2015 bis 2018 habe sie sich mehr als verdoppelt. Besonders deutlich war der Anstieg den Angaben zufolge 2016 - vor allem nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht (plus 64 Prozent). Als weitere Gründe für die Zunahme gälten Angst vor Einbrüchen oder Überfällen, aber auch Imponiergehabe.
Beantragen kann den kleinen Waffenschein jeder Bürger, der 18 Jahre alt und zuverlässig ist, also etwa keine Vorstrafen hat. Aber auch mit Waffenschein darf in der Öffentlichkeit nur in Notwehr geschossen werden.
Die Polizei warnt jedoch vor dieser Art von Selbstschutz. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, sagte der Zeitung: "Es handelt sich nur um eine scheinbare Sicherheit. Wir halten solche sogenannten Anscheinswaffen eher für gefährlich." Die größte Gefahr dabei sei, dass Schreckschusswaffen äußerlich meist baugleich mit scharfen Schusswaffen seien, was die Arbeit der Polizei enorm erschwere. Zudem könnten auch Gas-, Schreckschuss- oder Signalwaffen schwere Verletzungen hervorrufen, wenn sie aus nächster Nähe auf einen Menschen gerichtet würden.
Auch die Zahl der Schusswaffen, die in Deutschland in privater Hand sind, hat sich im vergangenen Jahr nach Daten aus dem Waffenregister weiter erhöht, wie die Zeitung meldet. Ende August 2020 waren demnach 5,57 Millionen Waffen beziehungsweise Waffenteile im nationalen Waffenregister registriert - 127.534 mehr als zum Jahresende 2019. Die meisten davon (3,76 Millionen) waren sogenannte Langwaffen, also etwa Jagdgewehre, Büchsen und Flinten für die Jagd.