Ärztegewerkschaft kritisiert Debatte um Impfpflicht als schädlich

Augsburg (epd). Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat die Diskussion um eine Corona-Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen als verfehlt zurückgewiesen. Die derzeitige Debatte mute teilweise grotesk an, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag). "Die Impfkampagne ist noch gar nicht flächendeckend gestartet, da wird schon über unzureichende Impfquoten beim medizinischem Personal diskutiert und sogar ein Impfzwang für das Personal im Gesundheitswesen ins Spiel gebracht", kritisierte sie. "Das halten wir für verfehlt."

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte eine Impfpflicht für Pflegekräfte ins Gespräch gebracht und vorgeschlagen, dass sich der deutsche Ethikrat damit beschäftigen solle. Notwendig sei ein solcher Schritt zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, argumentierte Söder. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und Ärztepräsident Klaus Reinhardt sprachen sich gegen dem Vorschlag aus.

Johna warnte vor negativen Folgen für die Impfbereitschaft: "Die aktuelle Forderung nach einer Impfpflicht erhöht eher die Skepsis bei Teilen der Bevölkerung", sagte die Medizinerin. "Wir sollten für die Impfung werben und gleichzeitig alle aufkommenden Fragen adäquat beantworten." Das schaffe Vertrauen und erhöhe die Akzeptanz der Impfung. Das Problem sei eher, dass derzeit noch gar nicht genug Impfstoff für das medizinische Personal zur Verfügung stehe, sagte sie der Zeitung: "Aus den Krankenhäusern hören wir, dass erst einem Teil tatsächlich Impfstoff angeboten wurde."

epd mih